Buttigieg nimmt die Airlines unter die Lupe
Buttigieg nimmt Airlines unter die Lupe
Notiert in Washington
Von Peter De Thier
Seit dem Ende der Corona-Pandemie boomt die US-Tourismusbranche. Noch nie dagewesene Besucherzahlen frequentieren Nationalparks wie Yellowstone, Yosemite oder den Grand Canyon. In Scharen strömten Gäste in diesem Sommer an die Strände Floridas und Süd-Kaliforniens und flogen traditionelle Destinationen wie New York, Washington, New Orleans oder Miami an. Auch ermöglichte es der relativ starke Dollar vielen, über den Großen Teich zu fliegen und ihre Urlaube in Südfrankreich, Andalusien, der Toscana oder Griechenland zu verbringen.
Dabei sind es nicht steigende Einkommen oder die immer selteneren Billigtarife der führenden Airlines, die Luxusreisen möglich machen. Vielmehr haben Vielflieger- und andere Kundenbindungsprogramme der großen Carrier einer wachsenden Zahl von Amerikanern erlaubt, ihre Traumreisen zu machen.
Die Programme, die Kunden verpflichten, eine Kreditkarte zu beantragen, die von einer Partnerbank der Fluggesellschaft stammen, stehen aber zunehmend unter Beschuss. So will Verkehrsminister Pete Buttigieg die sogenannten „Loyalty Programs“ − also „Treueprogramme“ − der Branchenführer unter die Lupe nehmen. Er hat den Verdacht, dass die Airlines ihre mit Abstand profitabelste Geschäftssparte missbrauchen, um zahlende Kunden hinters Licht zu führen.
Schließlich haben die Kundenbeschwerden während der letzten Jahre deutlich zugenommen. „Ich hatte geplant, meine Meilen zu benutzen, um mit meiner Freundin nach Paris zu fliegen und ihr dort am Fuße des Eiffelturms einen Heiratsantrag zu machen“, erzählt Evan G. aus Washington. „Als ich die Flüge buchen wollte, waren meine Meilen aber nur noch halb so viel Wert wie einen Monat zuvor“. Entgangen war dem 29-Jährigen, dass die Gesellschaft zwischenzeitlich die Vielfliegermeilen neu bewertet hatte. Andere berichten von Verfallsdaten, über die sie nicht informiert wurden oder Prämien, die gezahlt werden müssen.
Das wiederum irritiert Buttigieg. "Für viele Amerikaner sind ihre Guthaben bei den Airlines wie Sparkonten", sagt der Demokrat. "Der Unterschied besteht aber darin, dass eine Bank nicht eigenhändig den Wert eines Sparkontos neu festlegen kann“. Anstoß nimmer er an den immensen Gewinnen, die Carrier hiermit einfahren. So erwirtschaftete Delta vergangenes Jahr an der Partnerschaft mit American Express 6,8 Mrd. Dollar. American Airlines verdiente 5,2 Mrd. Dollar und United 3,2 Mrd. Dollar.
Falsch findet der Minister auch, dass die Unternehmen während der Corona-Pandemie ihre Vielfliegerprogramme quasi als Kaution verwendeten, um staatliche Finanzierungen von 20 Mrd. Dollar zu erhalten. Die Regierung von US-Präsident Joe Biden hat die Kundenbindungsprogramme schon seit Monaten auf dem Radar. Nun will Buttigieg formal eine Untersuchung einleiten. Er schließt nicht aus, dass diese später in Gerichtsverfahren oder kartellrechtliche Maßnahmen gegen die Airlines münden wird.