Kommentar Börsenstimmung

China im Sommerloch

An Chinas Festlandbörsen setzen wieder staatsorchestrierte Stützungskäufe ein. Peking kann die Enttäuschung der Marktteilnehmer über die Ergebnisse eines Parteiplenums und jüngste Konjunkturdaten nur dürftig kaschieren.

China im Sommerloch

Börsenstimmung

China im Sommerloch

Von Norbert Hellmann

Die Chancen auf ein Sommermärchen am chinesischen Aktienmarkt stehen denkbar schlecht. Am Freitag stand das berüchtigte „Nationalteam“ wieder auf dem Platz und zeigte wackeren Einsatz. Das verheißt in China freilich weder etwas Fußballerisches, noch etwas Gutes. Vielmehr geht es um das Einsatzkommando von Finanzregulierern, staatlichen Investmentvehikeln und Fondsgesellschaften, das in kritischen Phasen mit wohlorchestrierten Stützungskäufen am Aktienmarkt interveniert, um Indexstände nach oben zu treiben.

Stützungsbedarf

Es gibt derzeit keine Panikwelle mit wilden Abverkäufen zu meistern. Peking sieht allerdings Stützungsbedarf, um die Optik rund um das nun absolvierte große Parteiplenum zur Gestaltung von Wirtschafts- und Reformperspektiven zu wahren. Die Hoffnungen  der Marktteilnehmer dass Peking neue Initiativen zu bieten hat, die aus der schleichenden Konjunktur- und Immobilienmisere herausführen, haben sich bislang nicht erfüllt. Zumindest in der Vergangenheit wurden mit dem Dritten Plenum Reformschritte verbunden, die Aufbruchsstimmung suggerierten und den Anlegern frische Perspektiven bot.

Von wegen Hoffnungsrally

Diesmal gab es keine vorgelagerte Hoffnungsrally, was für sich genommen Bände spricht. Im Anschluss an das Plenum herrscht erst recht Ernüchterung. An den Festlandbörsen konnte der Einsatz des Nationalteams den Blue Chip-Index CSI 300 zu leichten Gewinnen animieren. Der Hongkonger Leitindex Hang Seng und der MSCI China verloren aber bis zu 2%. Beide Benchmarks haben damit die schlechteste Wochenperformance seit Januar hingelegt, als Chinas Börsen von einer schweren Baisse erfasst wurden.

Back to Winter

Bei den Marktteilnehmern kommt die Fruststimmung vom Winter wieder auf. Der konjunkturelle Stimulierungsbedarf ist offensichtlich, aber es fehlen Konzepte für eine nachhaltige Wirtschaftsanregung. Auch die nun anstehende Bilanzsaison verspricht wenig Akzente. Damit ist auch das Nationalteam kein Hoffnungsträger. Es kann zwar zu einer Bodenbildung beitragen, nicht aber eine Rally entfachen, die durch den Sommer trägt.

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