China zurück im Goldrausch
Aktienhausse
China zurück im Goldrausch
Von Norbert Hellmann
Peking zündet eine Monster-Rally zum Nationalfeiertag. Das birgt einige Gefahren.
Chinas Kleinanleger sind für Herdentrieb bekannt. Die Pekinger Regierung hat es geschafft, ihre animalischen Instinkte wiederzuerwecken, und zwar auf spektakuläre Weise. Mit einer hervorragend getimten Salve von Zinssenkungsmaßnahmen und Stimulus-Versprechen sind die von Konjunktursorgen gelähmten Aktienanleger aus ihrer Lethargie gerissen worden und galoppieren in den Markt zurück.
Rekordhausse
Als die Zentralbank vor einer Woche die Stimulus-Offensive mit Zinssenkungen lostrat, konnte man sich kaum eine so gewaltige Anlegerresonanz vorstellen. Binnen weniger Tage ist der Leitindex für die Festlandbörsen um mehr als 20% in die Höhe geschossen. Am Montag war der letzte Tag, um noch einmal richtig zuzulangen, bevor Chinas Festlandbörsen zum Nationalfeiertag in die als „Goldene Woche“ bezeichnete längere Ferienpause gehen. Dabei herausgekommen ist der höchste Tagesgewinn seit September 2008, als China ein gigantisches Stimuluspaket zur Bekämpfung der Finanzkrise vom Stapel ließ.
Flotte Versprechen
Was Peking in den letzten Tagen an Zinslockerungen, fiskalische Versprechungen und Immobilienmarktunterstützung geleistet hat, entspricht keineswegs einem gigantischen Stimuluspaket, das zu einem kräftigen Wiederaufschwung verhelfen kann. Es lindert zunächst einmal nur die Ängste vor einem anhaltenden Kräfteverlust, wie man ihn zuletzt sehen konnte.
Die neuesten Einkaufsmanagerdaten geben eigentlich weiteren Anlass zur Sorge. Auch wenn sie noch wesentlich schlechter ausgefallen wären, hätte das am Montag im Markt niemanden interessiert. Die Kleinanleger sind in einen regelrechten Goldrausch versetzt worden. Jeder, der kann, versucht zu partizipieren und nach ewiger Baisse endlich einmal wieder den schnellen Yuan mit Aktien zu machen.
„Quick Fix“
Peking ist mit der auf die Goldene Woche hin getimten Stimulus-Aktion ein spektakulärer „Quick Fix“ gelungen. Bis auf Weiteres ist das Thema Konjunkturmalaise aus den Köpfen der Anleger verbannt. Das soll das Wirtschaftsvertrauen in der Bevölkerung dergestalt anheben, dass sie vorsichtsbetonten Sparfleiß zurückstellt und mehr Elan an der Konsumfront entfaltet.
Eine vom Kleinanlegersentiment befeuerte Monster-Rally zeitigt Gefahren. Gerade in China drohen panische Abstürze von vergleichbarer Wucht. Peking hat sich gewappnet. Neben Shortselling-Restriktionen und Stützungsmechanismen durch Staatsvehikel kommen neue von der Zentralbank verantwortete Kreditlinien für Aktienkäufe hinzu. Ein großer Knall kann wahrscheinlich verhindert werden. Doch wird es verdammt schwierig, Chinas Goldgräber länger bei der Stange zu halten.