KommentarÜberraschend starke Quartalszahlen

Commerzbank zeigt sich erstaunlich resilient

In Sack und Asche hätte man die Commerzbank zwar nicht erwartet. Angesichts der deutschen Konjunkturschwäche sind die Quartalszahlen aber bemerkenswert gut ausgefallen.

Commerzbank zeigt sich erstaunlich resilient

Commerzbank

Erstaunlich resilient

Von Anna Sleegers

Wenn der Konjunkturmotor in Deutschland stottert, gehört die Commerzbank mit ihrem Schwerpunkt auf der Mittelstandsfinanzierung in der Regel zu den Banken, um die man sich zuerst sorgt. Auch wenn die bereits in Aussicht gestellte Erhöhung der Ausschüttungsquoten keine Katastrophen erwarten ließ, waren die Erwartungen an die Quartalszahlen deshalb nicht allzu hoch gesteckt.

Umso beachtlicher ist, was die Commerzbank den nach Ausschüttungen lechzenden Investoren am Mittwoch zu bieten hatte. Mit 1,8 Mrd. Euro ist das Konzernergebnis nach neun Monaten fast doppelt so hoch wie im Vergleichszeitraum des Vorjahrs. Das ursprünglich formulierte Ziel, den 2022 erzielten Konzerngewinn von 1,4 Mrd. in diesem Jahr zu übertreffen, hat das Institut damit schon im Sack. Mit einem Konzernergebnis von rund 2,2 Mrd. Euro und einer Rendite auf das materielle Eigenkapital (RoTE) von 7,5% haben sich Konzernchef Manfred Knof und seine Stellvertreterin Bettina Orlopp nun ambitioniertere Ziele gesetzt.

Erträge steigen kräftig

Irgendwie scheint die Rezession bei den Kunden der Commerzbank noch nicht wirklich angekommen zu sein. Im Firmenkundengeschäft belief sich das Risikoergebnis im dritten Quartal gerade mal auf 4 Mill. Euro. Gleichzeitig erhöhten sich die Erträge dank Einlagenzuflüssen um 15% auf 1,2 Mrd. Euro, so dass die Sparte mit 645 Mill. Euro operativ gut ein Fünftel mehr verdiente als im Vorjahreszeitraum.

Insgesamt erweist sich die Commerzbank als erfreulich resilient. So stieg das Risikoergebnis trotz der Verwerfungen an den Immobilienmärkten nur moderat auf −91 Mill. Euro an, nach −84 Mill. Euro im Vergleichszeitraum 2022. Das zeigt, wie auch die auf 1% sogar noch leicht gesunkene Problemkreditquote, dass die von der Finanzvorständin Quartal für Quartal wiederholten Beteuerungen hinsichtlich der hohen Qualität des Kreditbuchs Substanz haben.

Risikopuffer steht unverändert zur Verfügung

Vor diesem Hintergrund kann es sich die Commerzbank leisten, die im Sommer bereits reduzierte Prognose für das Risikoergebnis um weitere 100 Mill. Euro auf 700 Mill. Euro zu reduzieren, obwohl Orlopp bereits andeutete, dass im vierten Quartal noch mal Vorsorge getroffen werden muss für die Frankenkredite der polnischen Tochter MBank.

Dabei steht dem Institut noch immer der für mögliche Ausfälle wegen Sekundäreffekten aus Lieferkettenproblemen, Inflation und gestiegenen Zinsen gebildete pauschale Risikopuffer (Top-Level Adjustment (TLA) von 435 Mill. Euro zur Verfügung.

Das kommt dem Gewinn ebenso zugute wie die Tatsache, dass die Commerzbank erneut auf der Zinswelle reiten konnte. Obwohl der Wettbewerb um Kundeneinlagen im Privatkundengeschäft zuletzt angezogen hat, schlagen sich die Gelben hier offenbar ganz gut, was der Sparte zu einem um 9% gestiegenen Zinsüberschuss von 597 Mill. Euro verhalf.

Insgesamt sammelten Commerzbank und Comdirect 4 Mrd. Euro an neuen Kundengeldern ein, womit sich die Einlagen im deutschen Privatkundengeschäft auf 157 Mrd. Euro summieren. Orlopp zufolge schichteten vor allem die Comdirect-Kunden auf dem Girokonto geparkte Ersparnisse in zinstragende Produkte um.

Die Rezession ist bei den Commerzbank-Kunden offenbar noch nicht angekommen.

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