Notiert inMadrid

Das Ende der Elektroroller

Spaniens Hauptstadt hat das Mietangebot von E-Rollern beendet. Jetzt gibt es nur elektrisch betriebene Fahrräder des städtischen Anbieters.

Das Ende der Elektroroller

Notiert in Madrid

Das Ende der Elektroroller

Von Thilo Schäfer

Hasta la vista, Madrid“ lautet die Nachricht, die die Nutzer der App von Dott dieser Tage auf dem Handy begrüßt. Das Mobilitätsunternehmen aus Berlin kündigt damit das Ende seines Angebots an Elektrorollern in der spanischen Hauptstadt an. Auch der einzige verbliebene Mitbewerber Lime aus den USA verabschiedet sich endgültig aus Madrid. Schon seit Wochen sind die nicht bei allen beliebten E-Scooter größtenteils aus dem Straßenbild der Stadt verschwunden. Bürgermeister José Luis Martínez-Almeida hatte im September überraschend das Ende der Lizenzen für das Mietangebot verkündet. Ein Gericht machte diesen Beschluss nun wasserfest. Es zirkulieren nur noch privat genutzte Elektroroller.

Wie viele Städte in Europa erlebte auch die spanische Metropole einen rasanten Boom der alternativen Transportmittel. Manuela Carmena, die Vorgängerin von Martínez-Almeida im Rathaus, hatte das Stadtzentrum für Autos mit hohen Abgasemissionen gesperrt und als Ausgleich das Angebot an E-Scootern, Fahrrädern und Elektromietwagen gefördert. Die Roller kamen auch bei Touristen gut an und waren bis zur Pandemie allgegenwärtig. Wie anderswo auch kam es bald zu Ärger mit den Passanten. In den engen Straßen und Fußgängerzonen Madrids machte sich das oft rücksichtslose Verhalten der Rollerfahrer stark bemerkbar. Die Zweiräder wurden häufig sehr ungünstig abgestellt, ob aus Dummheit oder böser Absicht. Zu den Hochzeiten des Booms wurden rund 100.000 Lizenzen beantragt, wovon jedoch nur 10.000 erteilt wurden.

Nur noch Fahrräder mit festen Stellplätzen

Der städtische Verleih von Fahrrädern mit elektrischem Hilfsmotor, Bicimad, wurde dagegen etwas vernachlässigt. Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so wirkt, hat Madrid durchaus viele Steigungen (angeblich ist der alte Stadtkern auf sieben Hügeln erbaut, wie das deutlich ältere Rom).  Wer bei sommerlichen Temperaturen das Rad als Fortbewegungsmittel nutzt, ist über den kleinen Anschub durch den Motor recht froh.

Den Auswüchsen der neuen Mobilität im Stadtzentrum wurde in den letzten Jahren mit zunehmender Regulierung begegnet. Doch im September zog der Bürgermeister wie erwähnt die Reißleine. Vom Verbot sind auch Mietfahrräder betroffen, die nicht in einer festen Station abgestellt und verankert werden, wie im Fall von Bicimad. Das Angebot der städtischen Räder wurde ausgebaut auf fast 8.000 Drahtesel. Lime klagte daher vor Tagen, dass die Stadt ihren eigenen Dienst zulasten der Privatunternehmen fördern wolle. Madrid sei „eine Anomalie in Europa“, da ein „Rückschritt in der nachhaltigen Mobilität“ erzwungen werde, wetterte das US-Unternehmen.

Es muss sich nun zeigen, ob das Angebot von Bicimad ausreicht für die Mobilität. Das stark subventionierte Zehnerticket für die U-Bahn und die Busse kostet derzeit 6,10 Euro, also gerade einmal 61 Cent pro Fahrt quer durch Madrid. Und wer einigermaßen gut zu Fuß ist, braucht für die meisten Distanzen im Stadtzentrum eigentlich keinen elektrischen Antrieb.

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