Man könnte meinen, bei der mehr als 13 Stunden währenden Sitzung der Mindestlohnkommission wäre eine Bande an Zyklopen am Werk gewesen: die einen, aus der Riege der mythischen Baumeister, die bei 13,50 Euro eine gewaltige Steinmauer errichteten; und die anderen, aus der Gruppe der nicht minder beeindruckenden hesiodischen Gewitterdämonen, die mit allerlei mächtigen Waffen dagegen anrannten. Die Schlacht, pardon, die Verhandlung endete erstmals ohne einstimmigen Beschluss. Das mag jetzt die Beteiligten noch hart treffen, am Ende zählt aus konjunktureller Sicht das Ergebnis. Denn die Erhöhungsschritte von aktuell 12 Euro auf 12,82 im Jahr 2025 bedeuten für knapp 6 Millionen Beschäftigte immerhin einen kleinen, gerechtfertigten Aufschlag. Dieser gleicht zwar die hohe Inflation nicht aus – facht sie andererseits aber auch nicht weiter an. Ein Konsumfeuerwerk war mit Blick auf den Warenkorb der Mindestlohnempfänger ohnehin nicht zu erwarten. Und die Position des homerischen Zyklopen blieb immerhin unbesetzt – übertölpeln hat sich keine der Parteien lassen.