KommentarBörsengänge

Das IPO-Fenster ist nur einen Spaltbreit offen

Die kurzlebige US-Euphorie für Tech-IPOs hat sich nicht übertragen. In Deutschland setzen Investoren zunächst nur auf Firmen mit nachgewiesener Profitabilität.

Das IPO-Fenster ist nur einen Spaltbreit offen

Börsengänge

Behutsames Comeback

Von Christoph Ruhkamp

Die kurzlebige US-Euphorie für Tech-IPOs hat sich nicht übertragen. In Deutschland setzen Investoren zunächst nur auf Firmen mit nachgewiesener Profitabilität.

Zwölf Monate lang herrschte weitgehend Flaute am IPO-Markt in Deutschland. Nur die Porsche AG sowie die United-Internet-Webhosting-Tochter Ionos und die Thyssenkrupp-Wasserstofftochter Nucera kamen an die Börse. Jetzt nimmt der Kapitalmarkt wieder Fahrt auf. Gleich drei deutsche Unternehmen gleichzeitig streben ein IPO an. Der Finanzinvestor Triton macht Kasse beim Panzergetriebehersteller Renk und will einen Börsenwert von mindestens 1,5 Mrd. Euro erzielen. Beim Medikamentenverpacker Schott Pharma – mit bis zu 1 Mrd. Euro Emissionserlös das größte deutsche IPO in diesem Jahr – endet die Zeichnungsfrist am Mittwoch (27. September). Zudem plant der Sandalenhersteller Birkenstock sein Debüt an der Wall Street in Kürze.

Aus New York kam bis vor kurzem Rückenwind, der schon wieder abflaut. Mit dem Chipdesigner Arm sowie der digitalen Marketingfirma Klaviyo und dem Lebensmittellieferdienst Instacart waren gleich drei Tech-IPOs erfolgreich – gemessen am ersten Handelstag. Doch seit die Fed noch höhere Zinsen nicht ausschließt, sind die Kurse schnell wieder in Richtung des Ausgabepreises gefallen.

Das IPO-Fenster ist nur einen Spaltbreit geöffnet. In Deutschland warten die Investoren schüchtern ab – zumal keines der bisherigen europäischen IPOs in diesem Jahr Kursgewinne brachte. Sie setzen zunächst nur behutsam auf IPOs von Firmen mit nachgewiesener Profitabilität. Jungunternehmen, die nur die Hoffnung auf künftig wachsende Umsätze bieten, haben es schwer. Nur Firmen mit soliden Geschäftsmodellen können den Schritt an die Börse wagen.

Bei Schott Pharma und Renk kommt je ein Viertel der Anteile in den Streubesitz – genug für einen liquiden Handel. Ankeraktionär bleibt jeweils der Alteigentümer. Was Investoren in beiden Fällen nicht gefallen dürfte: Der Emissionserlös geht vollständig an den Alteigentümer. Doch das Risiko, dass Renk oder Schott Pharma so enden wie manche überbewerteten Start-ups, die 2021 debütierten, ist gering. Beide haben eine hohe Marge, und die Alteigentümer haben verstanden, dass es einen Preisabschlag auf börsennotierte Konkurrenten braucht. Sie haben die Bewertung zurückhaltend angesetzt. Bei Renk ist es nur halb so viel wie noch vor Monaten erhofft. Schott verlangt mit dem rund 16-fachen Ebitda deutlich weniger, als an der Nyse für den gelisteten italienischen Konkurrenten Stevanato bezahlt wird.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.