Autohersteller

Das große Comeback

Die Aushängeschilder der deutschen Wirtschaft er­strahlen in neuem Glanz. Mit guten Zahlen zum Jahresauftakt haben die Autohersteller am Markt vor allem jene Lügen gestraft, die diese Unternehmen als Vertreter einer vermeintlich ermüdeten Old...

Das große Comeback

Die Aushängeschilder der deutschen Wirtschaft er­strahlen in neuem Glanz. Mit guten Zahlen zum Jahresauftakt haben die Autohersteller am Markt vor allem jene Lügen gestraft, die diese Unternehmen als Vertreter einer vermeintlich ermüdeten Old Economy bereits vor Ausbruch der Corona-Pandemie längst abgeschrieben hatten.

Nach der Wahrnehmung vieler schien Volkswagen im Sumpf der Dieselabgas-Manipulationsaffäre zu versinken. Daimler kämpfte ebenfalls mit den milliardenhohen Folgekosten einer missratenen Diesel-Strategie und verlor dadurch an Zugkraft. Derweil geriet BMW im Wettstreit um die technologische Führerschaft auf dem Feld der Elektromobilität ins Hintertreffen. Der Eindruck war, dass der viel kleinere Elek­tro­auto­bau­er aus Kalifornien dem einstigen Vorzeigetrio endgültig die Show gestohlen hat, was sich in einem atemberaubenden Kursanstieg der Aktie von Tesla widerspiegelte.

Und jetzt? Die Unkenrufe sind verhallt, die etablierten Konzerne aus Deutschland feiern ein großes Comeback. Das Trio hat den Absatzeinbruch im Frühjahr vergangenen Jahres infolge von Covid-19 schneller überwunden als gedacht. Mit einer raschen Aufholjagd seit Herbst 2020 konnten BMW, Daimler und VW bei den Anlegern punkten. Die Zuwachsraten werden auch noch im laufenden Jahr hoch sein, denn als Zugpferde des Neugeschäfts erweisen sich immer stärker die elektrifizierten Fahrzeuge. Die drei aus dem größten Euro-Mitgliedsstaat bieten Tesla und aufstrebenden chinesischen Elektrofahrzeugpionieren zunehmend Paroli.

Dass auch Vater Staat an diesem Wiedererwachen einen großen Anteil hat, ist nicht wegzuleugnen. Ohne die Zuschüsse der öffentlichen Hand beim Kauf von E-Autos und das Kurzarbeitsgeld hätten BMW, Daimler und VW viel länger gebraucht, um aus der Krise zu fahren.

Ungeachtet dessen hätten sie auch deutlich schlechter dagestanden, hätten sie nicht konsequent ihre China-Strategien fortgesetzt. Der derzeitige Aufschwung des Trios wird vor allem von ihrem größten Einzelmarkt getragen.

Die andere Seite dieser Medaille ist aber, dass die deutschen Hersteller mit diesem Ansatz immer stärker Gefahr laufen, im Wettstreit zwischen China und den USA um die Vorherrschaft in der Weltwirtschaft zum Spielball zu werden. Denn das Trio verfügt sowohl im Reich der Mitte als auch in Nordamerika über bedeutende Standorte. Das macht sie anfällig für mögliche erratische außenpolitische Entscheidungen in Peking und in Washington. In diesem Fall wäre mehr denn je Flankenschutz vonseiten der EU geboten.

(Börsen-Zeitung,

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