Notiert inLas Vegas

Das Haus gewinnt (fast) immer

Einige Hotel- und Casinobetreiber in Las Vegas versuchen Touristen über den Tisch zu ziehen, wo sie nur können. Oft lohnen sich die Maschen für die Glücksspielhäuser.

Das Haus gewinnt (fast) immer

Notiert in Las Vegas

Das Haus gewinnt (fast) immer

Von Alex Wehnert

Während wenige Meter entfernt die Spielautomaten blinken und fröhlich blubbernde Töne von sich geben, hat die Rezeptionistin des Hotelcasinos ihre bärbeißigste Miene aufgesetzt. Grund für ihre schlechte Laune ist der Gast, der die Unverfrorenheit besitzt, sich nicht von einem der Checkout-Automaten im Foyer abfertigen lassen zu wollen. Was es denn mit den 200 zusätzlichen Dollar auf sich habe, die neben dem für das Zimmer online vereinbarten Preis auf der Rechnung des Glücksspieltempels in Las Vegas auftauchten, verlangt er zu wissen.

Verfahren gegen hinterlistige Praktiken

Das sei die Kurtaxe, gibt die Dame genervt zurück, mit der habe sich der Gast beim Einchecken schließlich einverstanden erklärt. Auf die Erwiderung, dass dies mitnichten so sei und es sich hier wohl um eine der hinterlistigen Geschäftspraktiken handle, wegen der Anwälte geprellter Urlauber nicht nur in Las Vegas, sondern auch in New York bereits mehrere Verfahren gegen Hotelbetreiber angestoßen haben, zeigt sich die Rezeptionistin verständnislos. Die „resort fee“ decke eben zusätzliche Annehmlichkeiten wie die Nutzung des Pools oder der Faxgeräte ab.

Der Hinweis, dass der Pool während des Aufenthalts geschlossen war, führt hier ebenso wenig zu Entgegenkommen wie die Bitte, die Schlüssel zu der Zeitmaschine herauszurücken, mit der Gäste in eine Ära zurückreisen könnten, in der sie noch Verwendung für die Faxgeräte gehabt hätten. Dann plötzlich ändert sich das Gebaren am Empfangstisch. Es liege ein Missverständnis vor, bei den 200 Dollar handle es sich nicht um eine Kurtaxe, sondern um eine Kaution, die das Hotel dem Gast erstatten werde, heißt es. Der Stimmungsumschwung hat dabei sicher nichts mit der Ankündigung des Besuchers zu tun, dass er gleich nebenan eine Konferenz mit Vertretern der Verbraucherschutzbehörde FTC besuchen werde, denen er die Herberge am Las Vegas Strip empfehlen wolle.

Wehrlose Touristen

Der Versuch, Kunden um Summen zu beschleichen, die sich im Vergleich zu den Einnahmen der Glücksspielhäuser an den Tischen und Slot-Maschinen vernachlässigbar ausnehmen, mag sinnlos erscheinen. Doch wissen sich genügend Touristen nicht gegen die Masche mit der Kurtaxe zu wehren. Und für die Casinos ist eine starke Kundenbeziehung wohl nur im Segment der gut betuchten Hochrisikospieler, der sogenannten High Roller, wichtig – die Zufriedenheit von Otto-Normal-Privaturlaubern oder dem Fußvolk unter den Konferenzbesuchern tritt da in den Hintergrund.

Diese kommen schließlich nur selten wieder und haben dann auch wenig Möglichkeiten, die Betreiber der Zockertempel abzustrafen. Denn mit MGM Resorts International und Caesars Entertainment teilen nur zwei Casinokonzerne die meisten populären Häuser am Strip unter sich auf und entrichten den Löwenanteil ihrer Mieten an einen einzigen Immobilieneigner: den Real Estate Investment Trust Vici Properties. Auch wenn das Haus im Spiel um die Kurtaxe des streitbaren Konferenzbesuchers also verloren haben mag – sonst gewinnt es fast immer.

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