Das Jahr der ETFs
Fondsindustrie
Das Jahr der ETFs
Von Werner Rüppel
ETFs vermelden ein Rekordjahr. Sie profitieren von der Hausse und vom Strukturbruch in der Fondsindustrie.
Für die Aktienmärkte ist 2024 bisher ein gigantisch gutes Jahr gewesen. Der Weg zu Wohlstand und Reichtum ist, wenn die Märkte laufen, inzwischen auch denkbar einfach: Börsengehandelte Indexfonds, die Exchange Traded Funds, kurz ETFs, sind nicht nur transparent und in der Regel preiswert. Sie sind auch leicht via Handy, Laptop oder andere digitalen Kanäle zu erwerben. Da nimmt es nicht Wunder, dass 2024 bereits jetzt, mit den Zahlen per Ende Oktober, ein Rekordjahr für die ETF-Industrie ist.
Vor allem angetrieben durch die steigenden Aktienkurse boomen ETFs. So betrugen die Zuflüsse in europäische Ucits-ETFs allein im Oktober 32 Mrd. Dollar, berichtet das Analysehaus ETFGI, sodass jetzt bereits per Ende Oktober ein neues Rekordjahr mit Zuflüssen über 208 Mrd. Dollar vermeldet wird. Und auch im November wurden kräftig ETFs gekauft, erklären mehrere Anbieter. Laut ETFGI war der Oktober übrigens der 25. Monat mit kontinuierlichen Mittelzuflüssen in Ucits-ETFs. Und die in diesen Produkten angelegten Gelder sind in diesem Jahr bereits um 21,9% auf 2,2 Bill. Dollar geklettert.
Auch ohne Bitcoin erfolgreich
Auch auf globaler Ebene starten ETFs in diesem Jahr durch. Dazu hat zwar auch beigetragen, dass Anfang des Jahres in den USA Bitcoin-ETFs zugelassen wurden. Doch hätte die globale ETF-Industrie auch ohne Bitcoin neue Rekorde erreicht, weil vor allem die Zuflüsse in Aktien-ETFs enorm hoch sind. So haben Produkte auf den S&P 500 die höchsten Zuflüsse erzielt, Treiber für den ETF-Markt sind also eindeutig die haussierenden US-Aktienmärkte. Bitcoin kommt da noch oben drauf.
Global haben die Mittelzuflüsse in ETFs im Oktober auf 211 Mrd. Dollar zugelegt, und auch der November ist dem Vernehmen nach prächtig verlaufen. Mit 1,5 Bill. Dollar haben die neu gewonnenen Gelder auch hier bereits per Ende Oktober einen neuen Jahresrekord aufgestellt. Und inzwischen sind laut ETFGI weltweit satte 14,4 Bill. Dollar in ETFs investiert.
Doch sorgen nicht nur die steigenden Aktienmärkte für den Boom bei ETFs. Denn in der Fondsindustrie findet ein Strukturbruch statt, der sich von Jahr zu Jahr vertieft. Die in der Regel mit relativ hohen laufenden Kosten ausgestatteten aktiven Fonds verlieren an Gewicht, während die ETFs stetig zulegen. In den USA hat auch die steuerliche Begünstigung des ETF-Mantels bereits dazu geführt, dass rund 60% aller Fonds ETFs sind. In Europa liegt der Anteil der ETFs am Fondsmarkt bei etwa 20%. Aber mit steigender Tendenz. So konnten ETFs laut Morningstar zuletzt bereits 30% der Mittelzuflüsse auf sich vereinen.
ETFs schneiden besser ab
Fast alle Marktbeobachter sind sich einig, dass die ETFs in den kommenden Jahren weiter überdurchschnittlich zulegen werden. Natürlich gibt es auch gute aktive Fonds. Aufgrund der deutlich höheren Gebührenbelastung lohnt sich aktives Management auf Dauer im Vergleich zu ETFs aber nicht, das zeigen praktisch alle Untersuchungen zu diesem Thema. So beträgt laut einer aktuellen Studie von S&P Dow Jones die Underperformancequote von aktiven Aktienfonds gegenüber ihrer Benchmark auf Sicht von zehn Jahren rund 90%.
Hinzu kommt, dass sich die ETF-Industrie in den vergangenen Jahren in zuvor nie für möglich gehaltene Dimensionen entwickelt hat. Die Produktvielfalt hat deutlich zugenommen. Beinahe alles, was es zuvor vielleicht nur als aktives Fondsprodukt gab, ist jetzt im kostengünstigen ETF-Mantel erhältlich. Auch die Zahl der Anbieter klettert stetig. Wobei auch immer mehr renommierte aktive Manager in den ETF-Markt drängen. Zugleich hat die ETF-Industrie die digitalen Distributionskanäle erfolgreich erschlossen. Dort können Profis und private Selbstentscheider auf einfache Weise ETFs erwerben.
2024 ist vermutlich ein Ausnahmejahr
Natürlich dürfte 2024 aufgrund der haussierenden Aktienmärkte ein Ausnahmejahr für ETFs sein. Das überdurchschnittliche Wachstum wird sich aber fortsetzen, denn ETFs können inzwischen fast jedes Kundenbedürfnis abdecken und das zu extrem niedrigen Kosten.