Da bekommen selbst nüchterne Investoren feuchte Augen! Vor Glück, und natürlich nur wenn sie auch langfristig investiert sind. Denn der Deutsche Aktienindex, kurz Dax, feiert am 1. Juli seinen 35. Geburtstag. Er ist nicht allein in aller Welt als die Benchmark für den deutschen Aktienmarkt bekannt. Der Dax hat vor allem eine beindruckende Performance geliefert. So hat er nach Berechnungen der Deka in 35 Jahren sogar besser abgeschnitten als der globale Aktienmarkt, gemessen am MSCI World Total Return, und auch besser als der europäische Aktienmarkt, gemessen am Euro Stoxx 600.

„Er wird steigen“, sagte weiland André Kostolany, als er erstmals vom Dax hörte. Und Kostolany hat recht behalten. Der per Jahresbeginn 1988 mit 1.000 Punkten normierte Dax startete am 1. Juli 1988 mit 1.163 Zählern. Kürzlich, am 16. Juni, hat der deutsche Leitindex mit 16.427 Punkten ein Allzeithoch erreicht und liegt aktuell bei knapp 16.000 Punkten. Das muss sich frau oder man einmal vor Augen halten: Binnen gut 35 Jahren hat sich der Dax in etwa versechzehntfacht! Dies entspricht einer Rendite von satten 8,1% pro Jahr. Wer also frühzeitig in den Dax investiert hat, der muss sich um seine Altersvorsorge keine Sorgen machen.

Der Dax war übrigens keine völlige Neuentwicklung, sondern baut auf dem Index der Börsen-Zeitung auf, so dass der Dax von Beginn an auch über eine Historie verfügte. Die langfristig phänomenale Performance des Dax hat mehrere Gründe: Das ist zum einen die Leistungsfähigkeit der führenden deutschen Aktiengesellschaften. Werte wie Allianz, BASF, Bayer, BMW, Deutsche Bank, Henkel, RWE, Siemens oder Volkswagen zählen übrigens zu den Dinosauriern, die von Beginn an im Index der größten deutschen Aktiengesellschaften vertreten sind. Zum anderen verfügt der Dax als Performanceindex über ein fortschrittliches Design, das Dividenden als wesentlicher Treiber für Wertzuwächse miteinschließt. Darüber hinaus war die Zeit nach dem großen Crash vom Oktober 1987 natürlich ein günstiger Einstiegszeitpunkt für die Aktienanlage, was sich auch in der langfristigen Dax-Performance niederschlägt.

Der Dax ist ein zyklischer Index, weil viele deutsche Blue Chips Zykliker sind, das müssen Anleger wissen. Doch trotz Rückschlägen, die beim Dax schon einmal wie beim Platzen der Dotcom-Blase zu einem Wertverlust von 70% in der Spitze geführt haben, lohnt die Anlage in deutschen Standardwerte langfristig. Gerade massive Einbrüche des Dax haben sich dabei stets als langfristige Kaufgelegenheiten erwiesen.

In 35 Jahren wurden auch Mängel an der Indexkonstruktion deutlich, die 1988 wohl noch nicht absehbar waren und die inzwischen behoben sind. So wurde der Dax zunächst nicht auf Basis des Free Floats eines Titels, sondern aufgrund der gesamten Marktkapitalisierung berechnet, was zu Verzerrungen führte. Auch die Einführung von Fast-Entry- und Fast-Exit-Regeln sowie der Beschränkung des Gewichts eines Indextitels im Dax auf maximal 10% waren hilfreich. Inzwischen wurde der Dax von 30 auf 40 Titel erweitert und es liegt ein transparentes und für jedermann nachvollziehbares Regelwerk vor.

Von Skandalen blieb aber auch der Dax nicht verschont. Der eine große ist die Kursexplosion und der anschließende Niedergang der T-Aktie, die Anfang des Jahrtausends nicht zuletzt auch durch die damalige Indexkonstruktion begünstigt wurde. Der zweite noch größere Skandal ist das Wirecard-Desaster. Dass eine Firma durch Betrug bis in den Dax aufgestiegen ist, kann allerdings nicht dem Dax angelastet werden. Hier sind vor allem der Wirtschaftsprüfer und die Aufsichtsbehörden schuld.

Für die Zukunft rechnen Kapitalmarktstrategen damit, dass der Dax seine Erfolgsgeschichte fortschreibt. Einen Wehrmutstropfen führt die Deka zurecht an: Es profitieren zu wenige heimische Anleger von der Dax-Performance. Den Rahm schöpfen immer noch vor allem ausländische Investoren ab. Zu wünschen wäre, dass sich mehr Deutsche langfristig am Aktienmarkt engagieren. Denn der Dax hat über 35 Jahre geliefert und dürfte weiterhin liefern.