Der Himmel ist die Grenze
Für die Aktionäre des europäischen Pay-TV-Senders Sky sind die Bäume buchstäblich in den Himmel gewachsen. Comcast und 21 Century Fox lieferten sich einen überraschend furiosen Bieterkampf um ein Asset, dem die Anleger zuvor mit mehr Skepsis als Zuversicht begegnet waren. Stetig wachsende Investitionen in teuren Content, der in Gestalt der Fußballrechte mehr wie ein Klumpenrisiko als ein Faustpfand wirkte, und eine nur langsam wachsende Teilnehmerzahl, die Zweifel an der Renditerechnung aufkommen ließen, hatten die Sky-Aktie zwei Jahre nahezu auf der Stelle treten lassen. Nun gewährt das siegreiche Gebot von Comcast den Anlegern eine stolze Prämie von 124 % auf den Ausgangskurs.Der Kabelgigant, der bereits die Sendergruppe NBC Universal kontrolliert, folgt der unter den US- Telekom- und Kabelnetzbetreibern in jüngster Zeit verbreiteten Strategie, sich als Netzbetreiber mit attraktiven Inhalten aufzurüsten. Dahinter steht die Idee einer Ausdehnung der Wertschöpfungskette, hinein in jenen Bereich, der als lukrativer gilt als der reine Plattformbetrieb. Diesen wollen die Unternehmen nicht kampflos den “OTT-Playern” überlassen, die Film- und TV-Content “over the top”, das heißt ohne Kontrolle und Erlösbeteiligung der Netzbetreiber im Internet vertreiben und damit gutes Geld verdienen. Mit dem gleichen Ziel kämpft der Telekomriese AT&T verbissen um das Plazet für die Übernahme von Time Warner.Die US-Behörden stoßen sich an genau jener Ausdehnung der Wertschöpfungskette, bei der sie die Gefahr von geballter Marktmarkt im Vertriebs- und Contentbereich sehen. Der Sprung nach Europa enthebt Comcast solcher Schwierigkeiten; die Amerikaner sind hier im TV-Geschäft kaum vertreten. Zugleich kann sich der Kabelriese dennoch mit Inhalten von Sky bestücken beziehungsweise den finanziellen Spielraum des Pay-TV-Senders für Kauf und Produktion von Content erhöhen – ein Schritt der nötig ist, um die Abhängigkeit von Fußballrechten zu reduzieren und – mit anderen Inhalten – auch neue Kundengruppen zu erschließen und schließlich Wachstum zu generieren.Allerdings fürchten die Investoren nicht zu Unrecht, dass Comcast dafür einen Preis zahlt, der sich nur rechnen kann, wenn die Bäume über den Himmel hinauswachsen. Das täten sie im übertragenen Sinne vielleicht, wenn es Sky gelänge, binnen kürzester Zeit Highlights zu produzieren, die das Angebot von Netflix oder Amazon Prime alt aussehen lassen und die Kunden zurück an die TV-Anschlüsse von Comcast treiben. Aber diese Hoffnung ist vielleicht doch etwas vermessen.