Der Nächste bitte!
Jetzt also Osram. Der Münchner Lichttechnikkonzern ist der Nächste, der auf Chinas Einkaufszettel steht. Hinter Kuka, KraussMaffei, Putzmeister und etlichen anderen deutschen Unternehmen kann die Shopping-Großmacht schon einen Haken setzen. Genau genommen landet Osram allerdings nicht zum ersten Mal auf der Wunschliste der Chinesen. Für die ausgegliederte Lampensparte wurde der Verkauf nach Asien bereits im Juli besiegelt. Nun soll auch noch der größere Rest mit Autolicht und LED-Chips chinesisch werden.Dass schon ein Angebotspreis lanciert wird, deutet eine bald zu erwartende Offerte an. Vielleicht gibt es sogar einen chinesischen Bieterwettstreit, denn nicht nur San’an ist hinter Osram her. Der Investor Go Scale Capital wollte schon die LED-Sparte von Philips haben, wurde aber von den USA gestoppt. Warum also nicht einen nächsten Versuch in Deutschland starten? Die Frage ist allerdings, ob die Regierung in Peking einen solchen Kampf zulässt oder nicht in der stillen Politkammer längst entschieden hat, wer um die Gunst der Osram-Aktionäre buhlen darf.Käme es tatsächlich zu einem Übernahmeangebot, wären die Anteilseigner des Münchner Unternehmens Gewinner. Vor allem die Aktionäre, die seit dem Kurssturz vor elf Monaten auf eine günstige Ausstiegsgelegenheit warten und denen der damals eingeschlagene Weg zu einer riskanteren Strategie missfällt. An erster Stelle steht da Siemens, weiterhin der größte Anteilseigner. Unvergessen bleibt die Osram-Hauptversammlung im Februar, als der Zweikampf der Vorstandschefs Joe Kaeser und Olaf Berlien eskalierte. Siemens stimmte gegen eine Entlastung Berliens.70 Euro je Aktie und insgesamt rund 1,3 Mrd. Euro würden Siemens den endgültigen Abschied vom einstigen Tochterunternehmen und vom Intimfeind versüßen. Im Übrigen ist es kaum vorstellbar, dass sich der chinesische Interessent noch nicht die Bereitschaft von Siemens zum Verkauf zusichern ließ.Ob Management und Mitarbeiter von Osram Gewinner oder Verlierer einer chinesischen Übernahme wären, steht freilich noch in den Sternen. Das Beispiel Kuka lässt jedenfalls hoffen: In Augsburg will der künftige Mehrheitsgesellschafter Midea das Management auf seinem Posten lassen und gibt eine Garantie für alle Standorte und Arbeitsplätze bis Ende 2023. Klar, auch aus eigenem Interesse. Denn die Chinesen wollen mit dem Qualitätssiegel “Made in Germany” erfolgreich sein.Als Verlierer stünde schon jetzt nur die Bundesregierung fest, wenn sie sich wie im Fall Kuka einmischt. Mit seinem nebulösen Bemühen um ein europäisches Gegenangebot erlitt Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel eine Bruchlandung. Es ist eben so: Globalisierung ist keine Einbahnstraße – auch für die Exportnation Deutschland. Chinesen hierzulande Chancen zu verwehren, wäre der falsche Weg, um bessere Investitionsbedingungen in China zu erstreiten.