KommentarSoftwarekonzern

Der SAP-Vorstands-Reset geht in die Endlosschleife

Ständige Vorstandswechsel sind bei jedem Unternehmen ein Alarmzeichen – für SAP zumal, die in der Governance zuletzt schon genug Porzellan zerschlagen hat.

Der SAP-Vorstands-Reset geht in die Endlosschleife

SAP

Vorstands-Reset in der Endlosschleife

Von Heidi Rohde

Ständige Vorstandswechsel sind bei jedem Unternehmen ein Alarmzeichen – für SAP zumal, die in der Governance zuletzt schon genug Porzellan zerschlagen hat.

Dass ein Vorstandsposten bei SAP ein Schleudersitz mit Schnellauslöser ist, lehrt ein Blick auf das Gesamt-Tableau: Außer CEO Christian Klein, der den Softwarekonzern seit 2018 führt, sind nur Cloud-Chef Thomas Saueressig und CTO Jürgen Müller länger als drei Jahre an Bord. Finanzchef Dominik Asam ist gut einem Jahr dabei, zwei weitere Vorstandsposten wurden in diesem Jahr neu besetzt.

Dass im Zuge der „Cloud-Transformation“ des Unternehmens „jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen ist“, um Vertriebschef und Marketing-Vorständin vor die Tür zu setzen, kann sich dem geneigten Aktionär daher nicht ohne Weiteres erschließen. Stattdessen kommen am Timing deutliche Zweifel auf, wenn klar wird, dass die Verträge von Scott Russell und Julia White erst im vergangenen Jahr bis 2027 verlängert wurden.

2023 verlängert, 2024 entbehrlich

Der kurzfristige Reset der erst 2023 getroffenen Vereinbarungen wird den beiden Geschassten mit einer üppigen Abfindung versüßt, die den Investoren sauer aufstößt, was noch umso mehr zutage treten könnte, wenn das konkrete Volumen inklusive aller Vergütungselemente klar wird. Dass die Aufgaben von Julia White auf andere Bereiche verteilt werden, erscheint zudem als wenig überzeugender Sparversuch, weil sich die Aktionäre naturgemäß auch fragen müssen, warum eine Managerin im Vorstand 2023 verlängert wurde, deren Ressort 2024 entbehrlich erscheint.

Dauer-Umbau riskiert Vertrauensschaden

Häufige Vorstandswechsel bergen bei jedem Unternehmen das Risiko eines Vertrauensschadens. Gerade SAP hat mit dem (Dauer-)Umbau in der gesamten Führungsetage allerdings schon reichlich Porzellan zerschlagen, so dass eine Konsolidierungsphase dringend geboten erscheint. Denn abgesehen vom pausenlosen Stühlerücken im Top-Management hat auch die alles andere als reibungslose Staffelübergabe an der Aufsichtsratsspitze im Frühjahr reichlich Unmut bei den Investoren ausgelöst.

Aufsichtsratschef Pekka Ala-Pietilä, der von SAP nach dem Zerwürfnis mit dem designierten Plattner-Nachfolger Punit Renjen im Hauruckverfahren als neuer Chefaufseher auf den Schild gehoben wurde, hat keine Zeit verloren, um in seiner neuen Rolle aktiv zu werden. Bei dem Tempo, mit dem die Transformation im Vorstand durchschlägt, hat das Publikum allerdings allmählich Mühe, zwischen Notwendigkeit und Aktionismus zu unterscheiden. SAP muss aufpassen, beim Reset im Management nicht in die Endlosschleife zu geraten.

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