KommentarAareal Bank

Der Schreck lässt nach

Der Ergebniseinbruch der Aareal Bank im zweiten Quartal lässt erschrecken. Doch damit konnte das Russlandkapitel abgeschlossen und für das US-Bürofinanzierungsgeschäft ausreichend Vorsorge getroffen werden – zumindest aus heutiger Sicht.

Der Schreck lässt nach

Aareal Bank

Der Schreck lässt nach

Von Thomas List

Der Blick auf das Quartalsergebnis der Aareal Bank lässt erschrecken: Betriebs- und Konzernergebnis brechen um mehr als die Hälfte ein. Da fragt man sich: Hat das Management im 100. Jahr des Bestehens des Immobilienfinanzierers kräftig danebengegriffen? Immerhin, betrachtet man das gesamte erste Halbjahr, ist das Betriebsergebnis nur wenig gesunken, nach Steuern blieb es sogar konstant. Trotzdem: Hier macht sich der große Anteil Nordamerikas, das sind weit überwiegend die USA, von knapp einem Drittel des gesamten Finanzierungsportfolios bemerkbar. Und finanziert wurden eben in erster Linie Büroimmobilien, die in den USA eine ernste Krise durchmachen. Denn seit Covid haben sich viele Mitarbeitende an das Homeoffice gewöhnt.

Inzwischen drängen zwar immer mehr US-Unternehmen ihre Mitarbeiter, ins Office zurückzukehren. Ob das in der Breite fruchten wird, ist aber völlig offen. Damit ist auch völlig ungewiss, wie viel Büroflächen die Unternehmen in Zukunft brauchen werden. Klar ist, dass das unmittelbar auf die Bewertungen der Immobilien durchschlägt. Die Neubewertung des gesamten US-Bürofinanzierungsportfolios veranlasste die Aareal Bank zu einer Risikovorsorge von 100 Mill. Euro. Das soll’s gewesen sein, zumindest Stand heute.

Die Aareal Bank kann sich die insgesamt 160 Mill. Euro Risikovorsorge (immerhin 50% mehr als in der Vorjahresperiode) zusammen mit dem verlustreichen Verkauf des restlichen Russland-Portfolios aber auch leisten. Die engen Verbindungen mit der Wohnungswirtschaft katapultierten das Zinsergebnis im Geschäftsbereich Banking & Digital Solutions im ersten Halbjahr von 23 Mill. auf 111 Mill. Euro. Die Softwaretochter Aareon hat beim Provisionsergebnis zwar deutlich zugelegt – und der steigende Anteil wiederkehrender Erträge lässt erwarten, dass sich das fortsetzen wird. Aber das Wachstum im europäischen Ausland kostet auch, wie der kräftig erhöhte Verwaltungsaufwand zeigt.

Ist die Aareal Bank also auf einem guten Weg? Es sieht ganz so aus, zumindest dann, wenn es in den USA noch weiter abwärts geht und sich die europäische Wirtschaft, nicht zuletzt die deutsche, stabilisiert. Die Softwaretochter Aareon, an der der indirekte Aareal-Aktionär Advent International 30% hält, dürfte durch Übernahmen der Mutter erkleckliche Erträge einbringen. Und die gestiegenen Zinsen auf die Einlagen der Wohnungswirtschaft spülen mehr Geld in die Kasse. Die vier Großaktionäre scheinen mit ihrer 90-%-Beteiligung an der Aareal Bank einen guten Griff getan zu haben.

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