Der Sommer ist zum Trading da
BROKERAGE
Der Sommer ist zum Trading da
Von Björn Godenrath
So etwas wie ein Sommerloch scheint es im deutschen Wertpapierhandel nicht mehr zu geben. Egal ob Aktien, ETFs oder Krypto-Assets, die Broker berichten durchweg von reger Aktivität und rechnen mit zusätzlicher saisonaler Belebung Richtung Jahresende. Woran es liegt, dass die Menschen auch in der Hitze des Sommers ihr Depot pflegen, darüber kann man die eine oder andere Vermutung anstellen. Zum einen sind die Entertainment-Möglichkeiten beschränkt, wenn das Wetter zwischen drückend schwül und Turbogewitter wechselt. Und wer zu Hause festsitzt, der zückt schon mal das Smartphone, um auf die durch die Auflösung des Yen-Carry-Trade ausgelöste Volatilität zu reagieren.
Wer sein Depot liebt ...
Zum anderen sind Anleger dank Mobile Trading inzwischen auch am Urlaubsort handlungsfähig. Und wer sein Depot liebt, der checkt schon mal zwischen zwei Caipirinhas, ob da was geht am Markt. Was zur Verstetigung im Handel beiträgt, ist die gestiegene Zahl der Privatanleger. Das Gros davon kommt über die Neobroker – und diese Klientel hat ihren eigenen Anlagerhythmus. Das lässt sich auf Social Media gut nachverfolgen: Als es jetzt bei Varta knallte, gab es reichweitenstarke Diskussionen. Es ist ja auch ein Skandal, wie der Streubesitz abserviert wird.
Pläne für ein in der Investitionsphase steuerfreies Altersvorsorgedepot
Allem Frust über solche Kleinanlegerbenachteiligungen zum Trotz berichten Scalable & Co selbst für den Juli über ein belebtes Neukundengeschäft, getrieben durch den Reiz der ETF-Sparpläne als erste Säule der Altersvorsorge. Da geht es oft um kleine Beträge – aber ein Anfang ist gemacht. Diese Dynamik ist auch endlich in eine politische Initiative gemündet: Bundesfinanzminister Christian Lindner will zu Anfang 2026 ein in der Investitionsphase steuerfreies Altersvorsorgedepot schaffen, das (analog zu Riester) mit Zulagen gefördert wird und für das es – im Gegensatz zu Riester – keine Beitragsgarantie geben soll. Auf der Positivliste stehen dann Produkte wie ETF-Sparpläne auf Indizes wie den Dax, während Turbozertifikate auf der Negativliste landen werden. Sollte Lindner diese Pläne umsetzen, wäre das ein großer Gewinn für die Anleger und die im Massengeschäft tätigen Broker.