MarktplatzUS-Inflationszahlen

Der Teufel steckt im Detail

Die jüngsten US-Inflationsdaten haben die Marktteilnehmer beruhigt. Sieht man sich die Zahlen aber im Detail an, so gibt es Hinweise auf eine baldige Wiederbelebung der Geldentwertung, die den Fahrplan der Zinssenkungen infrage stellt.

Der Teufel steckt im Detail

US-Inflation

Der Teufel steckt im Detail

Von Dieter Kuckelkorn

Die jüngsten amerikanischen Inflationsdaten, sowohl auf Ebene der Erzeuger- als auch der Verbraucherpreise, haben die Nerven der Marktteilnehmer beruhigt. Sie machen nach deren Auffassung den Weg frei für gleich mehrere Leitzinssenkungen der US-Notenbank Federal Reserve. Gemäß den Fed Funds Futures gehen die Marktteilnehmer aktuell davon aus, dass einer der avisierten drei Zinsschritte im laufenden Jahr sogar ein großer von 50 Basispunkten sein könnte.

Betrachtet man aber die Inflationsdaten im Detail, so sieht es nicht unbedingt danach aus, als wäre die Inflation unter Kontrolle. Bei den Erzeugerpreisen, die im Vorjahresvergleich nur um 2,2% gestiegen sind, verglichen mit 2,6% im Vormonat, war es im Wesentlichen ein Basiseffekt, der die Zahlen gut aussehen lässt. Im Juli 2023 hatte es nämlich einen extrem starken Preisanstieg um 9,9% bei den Erzeugerpreisen im Bereich der Dienstleistungen gegeben, der nun zur Folge hat, dass es aktuell im Juli dieses Jahres dort nur noch einen Anstieg im Vorjahresvergleich von 2,6% gibt, eine deutliche Verbesserung gegenüber den 3,5% vom Juni. Ähnliche Basiseffekte finden sich auch in anderen Teilgrößen der Verbraucherpreise.

Bei den Erzeugerpreisen ist es hauptsächlich ein ausgeprägter Rückgang der Preise für langlebige Konsumgüter, vor allem Autos, um 3,6% im Vorjahresvergleich, der dafür gesorgt hat, dass die Erzeugerpreise annualisiert nur um 1,9% gestiegen sind. Es ist nicht zu erwarten, dass dieser Effekt, der noch eine Nachwirkung des Kaufrausches während und nach der Pandemie ist, noch lange anhält. Andere Teilgrößen der Erzeugerpreise fallen deutlich höher aus, insbesondere die Kernrate für Dienstleistungen, die rund 65% Anteil an den gesamten Verbraucherpreisen hat und die wieder spürbar zulegt.

Eine somit wahrscheinliche Wiederbeschleunigung der Inflation stellt die Markterwartungen hinsichtlich der Zinssenkungen infrage, mit der Folge, dass sich die Perspektiven für amerikanische Anleihen verschlechtern und dass auch der Rückenwind für die Aktienmärkte schwächer ausfallen könnte als derzeit allgemein erhofft.

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