Der Trump-Trade ist lebendig
US-Staatsanleihen
Der Trump-Trade ist lebendig
Von Alex Wehnert
Die rekordhohe Nachfrage, auf die zweijährige US-Treasuries bei der Auktion in der laufenden Woche gestoßen sind, deutet auf mehr hin als nur auf Zinssenkungsspekulationen. Sie stellt auch ein Anzeichen dafür dar, dass der sogenannte „Trump-Trade“ trotz aller Aufbruchstimmung um die nach der demokratischen Nominierung für die Präsidentschaftswahlen strebende Kamala Harris am Leben ist.
Steilere Zinskurve voraus
Das US-Finanzministerium warf am Dienstag neue kurzlaufende Staatsanleihen im Volumen von 69 Mrd. Dollar auf den Markt – die als Primärhändler eingespannten Banken mussten laut dem Investmenthaus BMO Capital Markets lediglich 9% des Volumens absorbieren und damit einen so geringen Anteil wie noch nie. Dies zeigt einerseits natürlich, dass die Anleger nun versuchen, sich noch schnell hohe Verzinsungen zu sichern, bevor die Federal Reserve im September die Geldpolitik lockert. Doch wer Daten vom Terminmarkt hinzuzieht, der kann daraus ableiten, dass sich die Marktteilnehmer derzeit insbesondere für eine Versteilerung der Zinskurve aufstellen – also dafür, dass die Renditen am kurzen Ende deutlich stärker zurückgehen als am langen.
Tiefere politische Spaltung als Gefahr
So ist die Zahl der offenen Futures-Kontrakte auf zwei-, drei- und fünfjährige Treasuries an der weltgrößten Terminbörse CME auf ein Allzeithoch geschnellt. Hier zeigt sich der „Trump-Trade“: Dieser beinhaltet die Erwartung, dass die protektionistischen Positionen des republikanischen Präsidentschaftskandidaten und seine Versprechen umfangreicher Steuersenkungen in einer erneuten Amtszeit eine Ausweitung des Angebots lang laufender Staatsanleihen nach sich ziehen werden. Das prognostizierte Resultat: Kursdruck auf 30-, 20- und zehnjährige Titel – Letztere sind besonders an die Entwicklung der Inflation geknüpft. Wer sich für einen Wahlsieg Trumps positioniert, muss sich allerdings auf eine noch tiefere politische Spaltung vorbereiten. Dies bedeutet, dass künftige US-Schuldendebatten noch schwieriger werden und eine dringend benötigte Haushaltsreform in noch weitere Ferne rückt. Das Vertrauen in Treasuries allgemein dürfte dann stärker leiden als ohnehin.