KommentarQuartalszahlen

Deutsche Bank punktet an der Börse

Die Deutsche Bank verdient weniger und wird an der Börse gefeiert. So unlogisch ist das nicht. Dafür gibt es (mindestens) drei Gründe.

Deutsche Bank punktet an der Börse

Die Deutsche Bank verdient weniger – und wird an der Börse gehypt. Was auf den ersten Blick wie verkehrte Welt anmutet, ist gar nicht mal so unlogisch. Erstens signalisiert das Zahlenwerk, dass die größte Privatbank des Landes den sogenannten Zinsgipfel womöglich noch gar nicht erreicht hat. Zweitens deutet das Institut nicht bloß höhere Ausschüttungen an, sondern legt dafür mit einer verbesserten Kapitalausstattung auch ein gutes Fundament. Und drittens war die Aktie in den vergangenen Wochen schwer unter die Räder gekommen. So eindrucksvoll ein Plus von 8% auch sein mag, hat die Aktie im Grunde nur die Verluste der vergangenen Woche wieder wettgemacht.

Wie allen Banken, für deren Geschäftsmodell die Zinseinnahmen eine wesentliche Rolle spielen, haben die historischen Zinserhöhungen im vergangenen Jahr auch der Deutschen Bank einen Ertragsschub beschert. Wenn die Europäische Zentralbank an der Zinsschraube dreht, dauert es nicht lange, bis die Banken dies im Kreditgeschäft weiterreichen. Auf mittlere Sicht ist es den Kreditinstituten jedoch nicht möglich, nur diesen positiven Effekt des gestiegenen Zinsniveaus mitzunehmen. Zum einen belasten die steigenden Zinsen die Kreditqualität, weil die Wahrscheinlichkeit zunimmt, dass Unternehmen und Privatkunden ihre Raten nicht wie vereinbart zahlen können. Zum anderen reagieren auch die Einlagenkunden auf das veränderte Zinsumfeld und legen ihre Gelder dort an, wo sie den besten Zinssatz erhalten, was die Einnahmen schmälert.

Interne Modelle lagen daneben

Aktuell treibt die Investoren vor allem die Frage um, ob eineinhalb Jahre nach der Zinswende deren negativen Effekte beginnen, die positiven Effekte zu überwiegen. Auch die Banken selbst tun sich mit dieser Prognose schwer, wie James von Moltke einräumt. Auf die Frage, wie sich die Zinseinnahmen bis Jahresende entwickeln werden, wollte sich der Finanzvorstand in der telefonischen Pressekonferenz am Mittwoch nicht festlegen. Mit erfrischender Offenheit bekannte er, dass die internen Modelle vor sechs Monaten das aktuelle Ergebnis nicht korrekt prognostiziert hätten.

Tatsächlich erwiesen sich die Zinseinnahmen der Deutschen Bank als überraschend robust. Im Vergleich zum Vorquartal sank der Zinsüberschuss um moderate 7%, im Vergleich zum Vorjahresquartal um 9%. Seit Jahresbeginn hat die Deutsche Bank damit zum Vorjahreszeitraum ein Plus von 5% verbucht. Von daher besteht durchaus Anlass zur Hoffnung, dass die Deutsche Bank noch eine Weile vom aktuellen Zinsniveau profitiert oder sich zumindest gut damit arrangiert.

Zuwächse im privaten Einlagengeschäft

Besonders erfreulich ist dabei, dass die stabilen Zinseinnahmen unter anderem von einem gestiegenen Einlagenvolumen im Privatkundengeschäft profitieren. Und das, obwohl das Postbank-Debakel nicht nur abschreckende Wirkung haben dürfte, sondern auch zu einer Überlastung im Back Office geführt hat, das unter dem strengen Auge der BaFin primär die Rückstände abarbeiten muss. Der negative Effekt bewegte sich Moltke zufolge im dritten Quartal im einstelligen Millionenbereich. Im Schlussquartal könne er sich auf 15 bis 30 Mill. Euro belaufen. Für Aktieninvestoren relevanter als die Vertriebserfolge im Einlagengeschäft sind die Ausschüttungen. Die Aussage, sich Spielraum verschafft zu haben, um bis zu 3 Mrd. Euro an die Aktionäre zu verteilen, dürfte am Ende den Ausschlag für die Kursgewinne gegeben haben.

Deutsche Bank

Wetten auf
die Dividende

Von Anna Sleegers

Die Deutsche Bank verdient weniger und wird an der Börse gefeiert. So unlogisch ist das nicht. Dafür gibt es (mindestens) drei Gründe.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.