KommentarVersicherer

Die BaFin erhöht den Druck

Die Versicherungsaufsicht will sich von den Run-off-Anbietern mit ihren Private-Equity-Investoren im Rücken nicht auf der Nase herumtanzen lassen.

Die BaFin erhöht den Druck

Run-off-Plattformen

Die BaFin erhöht den Druck

Von Antje Kullrich

Zum Ende seiner Amtszeit als oberster deutscher Versicherungsaufseher ist Frank Grund noch einmal sehr deutlich geworden. Besonders bemerkenswert sind seine klaren Aussagen in Richtung von Finanzinvestoren, die sich bei Run-off-Plattformen engagieren. "Mit ihnen kamen hierzulande Usancen auf, die wir so noch nicht kannten", formulierte Grund und spielte damit auf das Überstrapazieren aufsichtsrechtlicher Spielräume an. Da wird zuviel getrickst, lautet die Message salopp gesagt.

Es lässt sich konstatieren, dass die BaFin seit dem Antritt von Mark Branson, der die Finanzaufsicht in Deutschland mutiger sehen will, deutlicher wird. Das ist begrüßenswert, denn der manchmal etwas zu konsensorientierte Grundton in der Vergangenheit hat manch wenig kundenfreundliche Geschäftspraktiken und deren Verantwortliche offenbar wenig beeindruckt. Zudem dürfte das Missfallen der Aufsicht in Hinblick auf das Gebaren von Private Equity in der deutschen Assekuranz tatsächlich groß sein. Schon im vergangenen Jahr hatte Grund die erheblichen IT-Probleme der Run-off-Plattform Viridium bei der Migration des Bestands der ehemaligen Generali Leben sehr deutlich gerügt. Viridium gehört mehrheitlich dem Finanzinvestor Cinven. Der war in diesem Jahr schon in Italien in die Schlagzeilen geraten, weil Cinven sich dort bei der Stützung des in Schieflage geratenen Lebensversicherers Eurovita mit der dortigen Aufsicht angelegt hatte.

Nun also in Deutschland eine weitere Rüge für Private-Equity-finanzierte Run-off-Anbieter, die ihre Solvenzquoten allzu kreativ hochrechnen. Die Botschaft ist klar: Die BaFin will sich nicht auf der Nase rumtanzen lassen, auch wenn sie die bisherigen Deals mit externen Abwicklern immer genehmigt hat. Bleibt die Frage nach den laufenden Genehmigungsverfahren. Die Zurich Deutschland will ein Lebensversicherungsportfolio an Viridium verkaufen, die deutsche Axa plant einen großen Bestand an den Konkurrenten Athora abzugeben. Mit den laufenden Genehmigungsverfahren hätten die Anmerkungen nichts zu tun, betonte Grund auf Nachfrage.

Doch der gestiegene Druck kommt bei den Abwicklern durchaus an. Im Mai suchte die zuvor zugeknöpfte Viridium die Offensive. Vorstandschef Thilo Dresig gelobte in der ersten Pressekonferenz des Unternehmens Besserung. Athora ihrerseits ernannte am Dienstag den renommierten Versicherungsmanager Immo Querner zum CEO. Doch um das angeknackste Vertrauen zurückzugewinnen, dürfte das noch nicht ausreichen.

Die Versicherungsaufsicht will sich von
Run-off-Anbietern
nicht auf der Nase herumtanzen lassen

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.