Die Elon-Musk-Show
Im US-Börsenclub der Billionenwerte, in den Tesla kürzlich aufgerückt ist, irrlichtert der E-Auto-Pionier auf den ersten Blick als Exot neben den großen Namen der IT-Szene wie Apple, Amazon, Google oder Facebook. Auf den zweiten Blick fällt allerdings ins Auge, was Tesla mit einigen von ihnen gemeinsam hat: die überragende Bedeutung, die Gründer und langjährige CEOs bei der Führung dieser Unternehmen haben – und welche Risiken damit verbunden sind, für die Unternehmen selbst sowie für den Kapitalmarkt.
Während dieser Umstand bei Apple, Amazon oder Facebook allerdings bisher noch nicht zu Kapitalmarktschocks geführt hat, die Anlass zu Kritik an der Governance dieser Schwergewichte gegeben hätten, läuft die Elon-Musk-Show an dieser Stelle völlig aus dem Ruder. Der Abstimmungsaufruf in der Twitter-Community über einen Teilverkauf seiner Tesla-Anteile für Steuerzahlungen ist schon die zweite Wochenend-Hauruckaktion, bei der Musk über das soziale Netzwerk kursbewegende „Ideen“ in die Welt setzt, ohne sich um irgendwelche regulatorischen Publizitätsvorschriften zu scheren. Vor rund drei Jahren setzte Musk die Investoren mit einem Tweet über Pläne zu einem Going Private von Tesla unter Hochspannung, um kurz darauf den Stecker zu ziehen, mit dem Hinweis, es habe sich um einen Scherz gehandelt.
Die mächtige US-Börsenaufsicht SEC, die für derlei Scherze normalweise nicht viel übrig hat, zeigt sich im Umgang mit dem vollmundigen Milliardär erstaunlich handzahm und geradezu hilflos. Jedenfalls hat sie es bisher versäumt, gegenüber dem nun billionenschweren Kult-Start-up, das zweifellos als eine der größten Erfolgsgeschichten des Silicon Valley gelten darf, andere Saiten aufzuziehen.
Ein ebenso schwaches Bild der Hilflosigkeit gibt der Board von Tesla ab, der sich offenbar nicht in der Lage sieht, ein Minimum von Kontrolle über den CEO auszuüben. Das fängt bei den einfachen Grundsätzen einer ordentlichen Unternehmensführung an, bei der der Board auch über ein regelgerechtes Gehalt des CEO entscheidet, – das der normalen Einkommensbesteuerung unterliegt. Zudem gelingt es nahezu allen Unternehmen, dem Führungspersonal klarzumachen, dass ein ungeprüfter und ungefilterter Twitter-Ausfluss zu kursrelevanten Themen im Widerspruch zu professioneller Kapitalmarktkommunikation steht.
Dass dies bei Tesla misslingt, liegt an einem weiteren Risiko der Elon-Musk-Show: Wollte man ihn jemals kurzfristig feuern, wäre die Börsenreaktion wohl noch deutlich fataler als bei jedem irrlichternden Tweet.