„Die Guten ins Töpfchen,...“
Notenbank-Bilanz
„Die Guten ins Töpfchen, ...“
Von Daniel Zulauf
Das Vermögen der Schweizerischen Nationalbank besteht zu rund 90% aus Anleihen und Aktien, die nicht in der heimischen Währung denominiert sind. Der hohe Fremdwährungsanteil ist schon seit vielen Jahrzehnten ein Charakteristikum der Schweizer Notenbank. Er ist auf die notorisch hohen Leistungsbilanzüberschüsse des Landes zurückzuführen. Speziell aber ist, dass der Wert in den vergangenen 20 Jahren von rund 50% auf die erwähnten 90% gestiegen ist.
Es sind nicht zuletzt die zahlreichen internationalen Firmen in der Schweiz, die seit der Finanzkrise ihre im Ausland erwirtschafteten Gewinne vermehrt repatriieren. Mit den Repatriierungen haben die Firmen ihre Wechselkursrisiken verringert und gleichzeitig eine zusätzliche Nachfrage nach Franken geschaffen. Deshalb ist die Notenbank seit der Finanzkrise gezwungen, immer wieder viele Euros und Dollars gegen Franken zu kaufen, um die Aufwertung der heimischen Währung zu bremsen.
Qualitätsverlust in der Bilanz
Was für die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Wirtschaft gut sein mag, ist nicht unbedingt gut für Qualität der Notenbank-Bilanz. In dieser dominieren zwar nach wie vor zu etwa drei Vierteln Anleihen anderer Staaten. Doch deren Qualität hat markant abgenommen. Vor der Finanzkrise belief sich der Anteil der AAA-Anleihen am Gesamtportfolio noch auf rund 90%, inzwischen sind es weniger als 70%. Länder wie die USA und Frankreich haben ihre hohe und steigende Verschuldung mit tieferen Ratings bezahlt.
Sichtbar wird das Verschuldungsproblem auch im spektakulären Anstieg von Single-A-Anleihen, die in der SNB-Bilanz von 0% auf 16% gestiegen sind. Vor diesem Hintergrund wird auch verständlich, weshalb die Schweizer inzwischen ein Viertel ihrer Devisenanlagen in Aktien investieren. 2004 waren es 0%. Das blinde Vertrauen internationaler Investoren in den Franken hat der SNB also ein großes Devisenvermögen beschert. Inwieweit die Schweiz mit Blick auf dessen Qualitätsschwund aber reicher geworden ist, steht auf einem anderen Blatt. Aschenputtel muss beim Aussortieren der guten von den schlechten Linsen genauer hinschauen.