KommentarWefox

Die Liquidationspräferenzen sind ein Problem

Wohl dem, der sich in der Schlange nach ganz vorne drängeln kann. Im Spannungsfeld von Geldgebern und Start-ups hat sich die Unsitte der Liquidationspräferenzen manifestiert, was späte Investoren besserstellt. Das ist Gift für die Investmentkultur.

Die Liquidationspräferenzen sind ein Problem

Venture Capital

Wenn Klauseln für Ärger sorgen

Von Björn Godenrath

Die Zeiten sind rauer geworden für Start-ups und Risikokapitalgeber. Mit dem Downturn hat ein Hauen und Stechen eingesetzt, das nun bei dem Insurtech Wefox zu einem offenen Machtkampf geführt hat. Als Protagonisten stehen sich gegenüber: die Gründer um Julian Teicke nebst Altinvestoren sowie die Mitte 2022 eingestiegene Mubadala Investment aus Abu Dhabi, die zusammen mit dem neuen CEO Mark Hartigan einen Verkauf des Fintechs anstrebt, bei dem die frühen Anteilseigner alt aussähen.

Denn wenn die Transaktion mit der britischen Ardonagh zustande kommt, dann werden zunächst die Ansprüche der Abu-Dhabi-Investoren bedient, während die frühen Geldgeber mit ein paar Aktien abgespeist würden. Grund dafür sind die sogenannten Liquidationspräferenzen, die sich Mubadala ausbedungen hatte, als man Anteile zur Bewertung von 4,5 Mrd. Dollar zeichnete. In diesen ist festgelegt, dass ein Investor zuerst ausgezahlt wird, wenn ein Unternehmen verkauft wird. Insofern brauchte es Mubadala auch nicht zu jucken, zu welchem Papierwert gezeichnet wurde – und Teicke konnte für die bereits kriselnde Wefox den Schein wahren.

Dabei haben sich die Liquidationspräferenzen mittlerweile als Branchenproblem manifestiert. Denn wer sich als früher Investor nicht über eine solche Klausel abgesichert hat, der sieht seine Aufbauarbeit nun durch das arrogante Verhalten der späten Runden vernichtet. Das ist Gift für die Investmentkultur im Allgemeinen und für Early Stage im Besonderen.

Der schwarze Peter gehört aber auch Gründern wie Teicke, die sich auf solche Deals einlassen. Bei dem, was Wefox an Venture Capital, Fremdkapital und Wandelanleihen erhalten hat, hätte das Fintech längst auf einen positiven Cashflow gedreht sein können. So aber musste man Löcher stopfen und war bei anhaltendem Cashburn gezwungen, sich auf die Bedingungen von Geldgebern wie Mubadala einzulassen. Damit hat Teicke sich selbst und anderen frühen Geldgebern ins Knie geschossen. Auf der Board-Sitzung am 28. Juni soll es die Revolte gegen Mubadala geben. Das Duell geht in die finale Runde.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.