KommentarSoftwarekonzern

Die neue Beweglichkeit von SAP

SAP zeigt eine neue Veränderungsgeschwindigkeit und gewinnt damit Anschluss an Big Tech – und Vertrauen an der Börse zurück.

Die neue Beweglichkeit von SAP

Neue
Beweglichkeit

Von Heidi Rohde

SAP-Ikone Hasso Plattner kann am Ende mit dem Timing seines Abschieds zufrieden sein. Er übergibt im Mai die Aufsicht über ein Unternehmen, das nach einem transformatorischen Kraftakt die versprochene Gewinndynamik zeigt und damit die Glaubwürdigkeit bei den Investoren festigt. Dies manifestiert sich in einem Kursschub von mehr als 7% bei dem Dax-Schwergewicht, ein Vertrauenssignal, bei dem sich der Markt unbeirrt zeigt von den Folgen, mit denen sich das angekündigte Restrukturierungsprogramm im Zahlenwerk des laufenden Jahres niederschlagen wird. Denn die dafür aufgewendeten 2 Mrd. Euro nagen naturgemäß zunächst an Gewinn und Cashflow.

Treiber KI

Wichtiger als diese kleine Delle, die SAP kommunikativ mit leicht angehobenen Zielen für 2025 ausbügelt, ist das Signal einer neuen erhöhten Beweglichkeit, die die Softwareschmiede auch damit unterstreicht, dass sie in der eigenen personellen Aufstellung auf technologisch getriebene Veränderungen unmittelbar reagiert. Damit gewinnt der Konzern auch auf dieser Ebene Anschluss an Big Tech. US-Riesen wie Microsoft, Alphabet oder Nvidia verdanken ihre Wachstums- und Ertragskraft nicht ausschließlich der eigenen Innovationsfähigkeit, sondern auch einer schnellen und beherzten Adaption an neue Technologien mit disruptivem Potenzial. Insbesondere die Windows Company hat ihre Ressourcen zuletzt einmal mehr in kurzer Zeit umgeschichtet und einen substanziellen Stellenabbau flugs mit Neueinstellungen im Umfeld von künstlicher Intelligenz (KI) flankiert.

Ruck bei der Kappungsgrenze

SAP beschreitet im Prinzip einen ähnlichen Weg, indem die wegfallenden 8.000 Arbeitsplätze an anderer Stelle wieder aufgebaut werden. Dies unterscheidet den Umbau von einer bloßen Rotstiftaktion. CEO Christian Klein agiert nach zwei kräftezehrenden Jahren, in denen die Anleger bei SAP zwischenzeitlich den Daumen so weit gesenkt hatten, dass sein Stuhl zu wackeln schien, aus einer Position der Stärke. Ausruhen kann er sich darauf allerdings nicht. KI wird die Entwicklungszyklen in der Software nochmals beschleunigen, und Klein dürfte gut beraten sein, das (Anleger-)Vertrauen in das Wachstum aus eigener Kraft nicht überzustrapazieren. Auch eine beherzte M&A-Strategie ist Teil von Big Techs Erfolgsrezept. Vor allem US-Investoren schätzen sie.

Deutsche Anleger müssen derweil hoffen, dass die neue Nähe zu Big Tech bei SAP kein Fernweh auslöst. Die Anhebung der Kappungsgrenze Mitte März im Dax kommt für den schwersten Indextitel, der mit einem neuen Rekordhoch nun dort gut 12% Gewicht hat, jedenfalls keinen Tag zu früh.

SAP gewinnt mit dem Umbau Anschluss an Big Tech – und an der Börse Vertrauen zurück.

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