Henkel

Die Richtung stimmt

Der Henkel-Konzern ist mit fulminanten Wachstumsraten ins Jahr gestartet. Diese lange nicht mehr gesehene Dynamik ist ein Erfolg für das seit Anfang 2020 agierende Spitzenduo aus Vorstandschef Carsten Knobel und CFO Marco Swoboda – und bedarf...

Die Richtung stimmt

Der Henkel-Konzern ist mit fulminanten Wachstumsraten ins Jahr gestartet. Diese lange nicht mehr gesehene Dynamik ist ein Erfolg für das seit Anfang 2020 agierende Spitzenduo aus Vorstandschef Carsten Knobel und CFO Marco Swoboda – und bedarf dennoch einer einordnenden Relativierung.

Das hohe organische Wachstum speist sich vor allem aus einer stark erholten industriellen Nachfrage – und hier waren die Einbrüche im vergangenen Jahr eben auch besonders stark. Im Markenartikelgeschäft dagegen fiel das Plus schmaler aus – dort besteht für Henkel in einzelnen Märkten wie im westeuropäischen Kosmetik- oder US-Waschmittelgeschäft noch Luft nach oben. Auch bildet Henkel mit dem guten Jahresauftakt längst keine Ausnahme. Wettbewerber wie Procter & Gamble, Colgate-Palmolive oder Beiersdorf meldeten ebenfalls bereits ordentliche Wachstumsraten.

So ist es insgesamt kein Wunder, dass die Reaktion auf die erhöhten Finanzziele des Persil-Produzenten am Donnerstag an der Börse eher unterkühlt ausfielen und der Kurs im Tagesverlauf sogar leicht ins Rutschen geriet.

Dennoch ist auf längere Sicht eine Portion Optimismus angesagt: Henkel hat sich nach den mauen Jahren unter Hans Van Bylen berappelt. Mit der neuen Spitze festigt sich von Quartal zu Quartal der Eindruck, das Henkel erst einmal solide aufgestellt ist – im Gegensatz zum wichtigsten deutschen Konkurrenten Beiersdorf, den Führungswechsel in Atem halten.

Eine stabile Ausgangslage kann der Konzern vor allem im Markenartikelgeschäft gut ge­brauchen. Denn hier müssen in den kommenden Jahren grundsätzliche Fragen zum Geschäftsmodell bearbeitet werden. Mit den stark steigenden Online-Umsätzen – konzernweit wuchs der Anteil der Digitalumsätze von gut 10 auf 17% binnen Jahresfrist – verliert der stationäre Handel für Henkel seine Rolle als bislang nahezu ausschließlicher Vertriebskanal für die Markenprodukte. Wie nah Henkel künftig an die Endverbraucher heranrückt und was das für den Konzern in Sachen Produkte und Dienstleistungen bedeutet, muss noch definiert werden.

Auch das Thema Nachhaltigkeit hat für Henkel tendenziell mehr Facetten als für andere Industriekonzerne – nicht zu­letzt wegen der breiten Aufstellung als Industriezulieferer und Markenartikler. Henkel tut gut daran, möglichst alle Kapazitäten auf Marktbearbeitung, neue Produktentwicklungen sowie Prozessoptimierungen konzentrieren zu können. Genug zu tun im eigenen Haus, doch die Richtung stimmt derzeit.

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