Notiert inMadrid

Die Schätze des Banco de España

Am 10. Juni endet die Amtszeit des spanischen Notenbankchefs Hernández de Cos, aber ein Nachfolger steht noch nicht fest.

Die Schätze des Banco de España

Notiert in Madrid

Die Schätze des Banco de España

Von Thilo Schäfer

Ein Teil der spanischen Goldreserven liegt tief im Keller des Banco de España. Nicht in den beiden Gebäuden, die in der erfolgreichen spanischen Netflix-Serie „Das Haus des Geldes“ von der Bande mit den Salvador-Dalí-Masken ausgeraubt werden. Dafür dienten die martialisch wirkenden Bauten der Staatsverwaltung bei den Nuevos Ministerios und die Fábrica Nacional de Moneda y Timbre, wo Münzen, Scheine und andere Dokumente hergestellt werden. Der Sitz des Banco de España ist ein mächtiger Prachtbau von 1891 am berühmten Cibeles-Platz, wo die Anhänger von Real Madrid die Erfolge feiern, wie zuletzt die spanische Fußball-Meisterschaft.

Während das Gold in der Schatzkammer im Tiefgeschoss liegt, hat die Notenbank im ersten Stockwerk einen weiteren Schatz. Die Bank verfügt über mehrere Gemälde, darunter ein Dutzend des großen Meisters Francisco de Goya. Das hat einen Grund. Der junge Goya wurde 1783 gerufen, um den ersten Gouverneur der Staatsbank, damals noch Banco de San Carlos, José Toro y Zambrano, zu porträtieren. Später durfte er auch einige der Nachfolger verewigen. Seitdem mussten alle Gouverneure für verschiedene Maler Modell stehen, zuletzt Luis Linde.

Bald kommt ein weiteres Porträt hinzu, denn die Amtszeit von Pablo Hernández de Cos endet am 10. Juni. Über den Nachfolger herrscht auch so kurz vor dem Datum Unklarheit. Sollte sich bis zum 10. Juni niemand finden, würde automatisch die Vizegouverneurin Margarita Delgado die Leitung übernehmen und Spanien bei der EZB in Frankfurt vertreten. Aber ihr Turnus endet im September. Die Ernennung der Spitzen der Notenbank ist exklusive Kompetenz des Ministerpräsidenten, der auch nicht das Parlament befragen muss. Doch traditionell haben sich die beiden großen Parteien, die Sozialisten von Regierungschef Pedro Sánchez und die konservative Volkspartei PP, immer über das Personal abgesprochen. Doch die Stimmung zwischen den beiden Lagern ist so schlecht wie noch nie. Die PP blockiert seit Jahren die Erneuerung der Justizverwaltung. Sánchez könnte also einen Alleingang wagen.

Zu den Kandidaten, die in Madrid gehandelt werden, zählt etwa der derzeitige Präsident der europäischen Bankenaufsicht EBA, José Manuel Campa, oder der Vorsitzende des Financial Stability Institute, Fernando Restoy, der schon einmal Vizechef des Banco de España war. Manche vermuten, dass der Feminist Sánchez gerne zum ersten Mal eine Frau an die Spitze der Zentralbank setzen möchte. Die frühere Wirtschaftsministerin Nadia Calviño konnte erfolgreich an den Vorsitz der Europäischen Investitionsbank vermittelt werden.

Wer auch immer Hernández de Cos folgen wird, es wird auf jeden Fall eine Neuerung in dem alten Palast an der Plaza de Cibeles geben. Denn 250 Jahre nachdem Goya den ersten Gouverneur in Öl verewigt hat, wird mit Hernández de Cos erstmals ein Notenbankchef fotografisch festgehalten.

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