Paris

Die Sorgen französischer Bäcker

Französische Boulangerien fürchten, dass ihnen steigende Butterpreise das Geschäft mit den traditionellen Königskuchen verderben. Wegen Omikron sind die Bestellungen von Unternehmen und Gemeinden bereits zurückgegangen.

Die Sorgen französischer Bäcker

Es gilt nicht umsonst als Land der Feinschmecker, der kulinarischen Genüsse. Kaum haben die Franzosen die zu Weihnachten übliche Bûche de Noël verdaut, eine einem Baumstamm nachempfundene Biskuitrolle, wartet auch schon der nächste traditionelle Kuchen auf sie, die Galette des Rois. Freunde oder Geschäftspartner zum Königskuchen einzuladen ist in Frankreich im Januar Brauch. Doch nun droht neben Omikron auch die Inflation den Bäckern das Geschäft mit der Galette des Rois zu verderben. Und das macht zu Beginn des Jahres immerhin rund die Hälfte des Umsatzes vieler Bäcker aus.

Sie fürchten, dass höhere Preise Kunden verschrecken könnten. Grund dafür sind die Butterpreise, die nach Angaben des für landwirtschaftliche Produkte zuständigen Verbandes FranceAgriMer allein zwischen September und November 2021 um 24% gestiegen sind. Grund dafür sind nach Angaben von Bäckern die gesunkene Milcherzeugung und der überschwemmungsbedingte Ausfall eines Herstellers, der bislang rund 25% der Butter in Europa produzierte. Der Kilopreis der Butter, die er nutze, habe sich von 4,50 Euro auf 8 Euro erhöht, berichtet Bäcker Patrice Bernard aus dem zwischen Angers und Tours gelegenen Beaugé.

Im Dezember hätten sie wegen des Anstiegs der Butterpreise 250 Euro mehr für Butter ausgeben müssen, sagt Bäckerin Anaïs Deran aus der Normandie. Denn fast alle ihrer Backwaren enthalten Butter. Die Bäcker müssen nun versuchen, die gestiegenen Kosten durch Preiserhöhungen zu kompensieren, ohne die Kundschaft zu verprellen. Kostete eine Galette des Rois für vier Personen vor einem Jahr etwa 8 oder 9 Euro, müssen Verbraucher nun 10 bis 11 Euro dafür ausgeben.

Wegen des starken Anstiegs der Neuinfektionen sollen Unternehmen nun in Frankreich ihre Mitarbeiter wieder mindestens drei Tage pro Woche von zu Hause aus arbeiten lassen. Einige, aber längst nicht alle traditionellen Neujahrsempfänge wurden bereits abgesagt. Da bei ihnen oft auch die Galette des Rois gereicht wird, sind die Bestellungen zurückgegangen. „Weniger Bestellungen müssen aber nicht unbedingt weniger Verkäufe bedeuten“, meint Bäcker Bernard. Letztes Jahr habe die Branche auch Angst gehabt, da Gemeinden und Unternehmen wegen der strengen Corona-Beschränkungen kaum Königskuchen bestellt hätten. Doch die Verbraucher hätten an der Tradition festgehalten und für sich und ihre Familien Galette des Rois gekauft, so dass das Geschäft letztendlich nicht so schlecht ausgefallen sei wie zunächst befürchtet.

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Neben den üblichen Neujahrswünschen wurden in den letzten Tagen in Frankreich über soziale Netzwerke auch verstärkt Infografiken mit den neuesten Corona-Regeln ausgetauscht. Man steige langsam nicht mehr durch, stöhnen Eltern, deren Kinder nach dem Ende der Weihnachtsferien am 3. Januar zurück in die Schule mussten. Angesichts der extrem hohen Infektionszahlen, die Ende 2021 mehrere Tage lang mehr als 200000 innerhalb von 24 Stunden betrugen, sind die Quarantänebestimmungen gerade gelockert worden. Omikron ist längst die dominierende Variante in Frankreich.

Premierminister Jean Castex wollte deshalb am Montag mit anderen Regierungsmitgliedern über die Auswirkungen auf die Aufrechterhaltung der grundlegenden öffentlichen Dienste beraten – in Krankenhäusern, Schulen und Universitäten, der Verwaltung, der Armee, bei öffentlichen Verkehrsmitteln und Stromversorgern. Gesundheitsminister Olivier Véran hat bereits gewarnt, dass Krankenhäusern ein schwieriger Januar bevorstehe, da die Delta-Variante für eine Überlastung der Intensivstationen sorge und Omikron für eine Sättigung anderer Stationen, die zusätzlich auch mit anderen saisonalen Krankheiten wie Grippe zu kämpfen haben.

Derweil hat in der Nationalversammlung die Debatte über den Impfpass begonnen, der als Zugangsvoraussetzung für Restaurants, öffentliche Kultur- und Sportstätten sowie überregionale öffentliche Verkehrsmittel Mitte Januar den bisher erforderlichen Gesundheitspass ersetzten soll. Entgegen einer ersten Überlegung soll er jedoch nicht am Arbeitsplatz verlangt werden.