Die Zukunft der Berliner Flughäfen birgt Sprengkraft
Etwas mehr als neun Monate nach der Eröffnung des Hauptstadtflughafens BER hat jetzt auch die Zukunft des früheren Berliner Flughafens Tegel offiziell begonnen. Am Donnerstag erfolgte die symbolische Schlüsselübergabe durch den Regierenden Berliner Bürgermeister Michael Müller (SPD) an die Tegel Projekt GmbH. In den nächsten Jahren soll auf dem Gelände ein Forschungs- und Industriepark entstehen. Geplant sind außerdem eine Neubau-Siedlung in Holzbauweise, das Schumacher-Quartier, mit 5000 Wohnungen. Die „TXL Urban Tech Republic“ soll vor allem junge Technologieunternehmen anziehen. Bevor die Zukunft des Tegel beginnen kann, muss das Gelände von Kampfmitteln gesäubert werden. Fast eine Tonne Sprengmunition sowie fast 30 Tonnen Munitionsschrott wurden seit Beginn der Räumungsarbeiten im Mai gefunden. Es handelt sich vor allem um Granaten, Brandbomben und Nahkampfmittel aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg.
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Gesellschaftliche Sprengkraft birgt die Zukunft des Tempelhofer Felds. Seit dem Volksentscheid aus dem Jahr 2014 gegen eine Randbebauung bleibt der Umgang mit Rasen und Rollfeld des ehemaligen Flughafengeländes ein Streitthema, das sich mit der Situation auf dem Berliner Wohnungsmarkt zuspitzt. Jetzt hat sich auch der neue Vize-Präsident der Humboldt-Universität, Christoph Schneider, in die Debatte eingeschaltet und im „Tagesspiegel“ für eine Randbebauung geworben. „Es würde stadtklimatologisch viel mehr Sinn ergeben, das Tempelhofer Feld teilweise zu bebauen, sofern dafür andere Freiflächen in dicht bebauten Teilen Berlins unbebaut blieben“, sagte der Klimageograf. Die FDP will bald eine neue Unterschriftensammlung für eine Randbebauung des Tempelhofer Feldes. Die SPD hat in ihrem Wahlprogramm angekündigt, einen neuen Volksentscheid für Wohnraum rings um das ehemalige Flugfeld zu unterstützen. Grüne und Linke sind gegen einen neuen Volksentscheid.
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Ein finanzieller Sprengsatz liegt nach Einschätzung der Opposition im Berliner Abgeordnetenhaus am BER begraben. Der Bau erweise sich als Blackbox für die Steuerzahler, kritisierte der Obmann der Union im BER-Untersuchungsausschuss, Christian Gräff, bei der Vorstellung des Sondervotums von CDU und FDP zum Abschlussbericht des Ausschusses. FDP-Fraktionschef Sebastian Czaja sagte, die Finanzlage sei mitnichten aufgeklärt. „Die von der Flughafengesellschaft vor sich hergeschobene Bugwelle der Projektkosten hat sich zu einem wahren Tsunami für die Gesellschafterhaushalte aufgetürmt“, heißt es im Sondervotum. „Das Ende der finanziellen Katastrophe scheint noch immer nicht erreicht.“ Der Ausschuss hat das Projekt drei Jahre lang untersucht, nachdem schon in der vorigen Wahlperiode ein Untersuchungsausschuss zum BER getagt hatte. Das Mehrheitsvotum soll am 11. August veröffentlicht und am 19. August im Plenum beraten werden.