Suse macht Börse zur Drehtür
SUSE-DELISTING
Drehtür
Börse
Von Heidi Rohde
Ein Engagement bei Technologieunternehmen ist für die Anleger am Finanzplatz Frankfurt augenscheinlich mit mehr Unwägbarkeiten verbunden als in anderen Sektoren. In dem Bereich häuft sich die Zahl der Hauruck-Delistings bedenklich, wenn man neben dem aktuellen Going Private von Suse und dem anstehenden Rückzug der Software AG noch das kurzlebige Gastspiel des Funkturmanbieters Vantage Towers und zuvor den Rückzug von Rocket Internet dazurechnet. In allen Fällen stand und steht der Streubesitz vor einem Fait accompli: bei der Software AG, weil sich Finanzinvestor Silver Lake zuvor mit der Stiftung als Großaktionär und der Unternehmensführung so weit geeinigt hatte, dass diese einem Bieterwettbewerb, der vielleicht im Interesse der außenstehenden Aktionäre gewesen wäre, von vornherein eine Absage erteilten; bei Suse und Vantage, die über einen Free Float von 20% nie hinausgekommen sind, weil die freien Aktionäre hier ohnehin nichts zu melden hatten.
Bei Suse hat EQT, die das Unternehmen vor zwei Jahren für 30 Euro an die Börse gebracht hat, den Anlegern, die nun 16 Euro erhalten sollen, gnädigerweise angeboten, in einem – deutlich höher verschuldeten – Unternehmen investiert zu bleiben. Damit soll offensichtlich Beutelschneidern in einem Squeeze-out-Verfahren von vornherein der Weg abgeschnitten werden. Offen bleibt, wie sich die überwiegend institutionellen Investoren dann zu einem späteren Zeitpunkt außerhalb der Börse von ihren Aktien trennen könnten.
In unrühmlicher Erinnerung ist auch das Delisting von Rocket Internet. Dieser "Leuchtturm" des hiesigen Technologiesektors wurde nach Jahren des Siechtums auf dem Parkett von Großaktionär Oliver Samwer von der Börse genommen, wobei auch hier das Unternehmen das Delisting selbst finanzieren durfte, durch einen Aktienrückkauf. Dabei ging es immerhin um einen MDax-Wert mit 45% Streubesitz.
Bei den Investoren müssen diese Vorgänge den Eindruck von einer Börse als bloßer Drehtür erwecken, durch die Alteigentümer hineinschlüpfen, um Geld einzusammeln und dann bald wieder zu verschwinden. Für die in jüngerer Zeit beliebte Exit-Strategie von Finanzinvestoren am Kapitalmarkt, bei der die Aktien in handlichen Paketen nach und nach unters Publikum gebracht werden sollen, ist das wenig hilfreich. Die Anleger werden sich einmal mehr überlegen, ob und zu welchem Preis sie künftig Aktien von Unternehmen zeichnen, deren Governance-Struktur nach einem IPO auf Sicht von einem übermächtigen Großaktionär geprägt bleibt.