KommentarGefahren für Büroimmobilien

Düstere Rechenspiele

Eine Studie zeigt, dass Millionen Quadratmeter Bürofläche in Deutschland von Obsoleszenz bedroht sind. Ein düsteres Bild für viele Geschäftsviertel zeichnet sich ab.

Düstere Rechenspiele

Düstere Rechenspiele

Büroimmobilien

wbr Frankfurt

Man hätte nicht gedacht, dass der Begriff „Schrottimmobilien“ noch einmal solch eine Bedeutung gewinnen würde. Früher verstand man darunter dubiose Geschäfte, bei denen Ärzte und Anwälte über den Tisch gezogen wurden. Zwar spielte die Steuerersparnis eine Rolle, aber der wahre Wert der vertickten Immobilien war meist niedriger als angegeben – Schrott. Heute geht es weniger um die Steuer und mehr um den tatsächlichen Wert – oder vielmehr den Verfall der Immobilien.

Werte sinken drastisch

In neuer Lesart spricht man nicht mehr von Schrottimmobilien, sondern von „Stranded Assets“ oder „Obsoleszenz“. Es geht um die wirtschaftliche und energetische Zukunft von Büros, deren Wert in den nächsten Jahren drastisch sinken könnte.

Das Dramatische: Es betrifft nicht nur einzelne Gebäude, sondern ganze Großstädte. Eine Studie zeigt, dass 75 Millionen Quadratmeter Bürofläche von der Obsoleszenz bedroht sind – das ist mehr als die Hälfte des gesamten Bürobestands in Deutschland. Um es auf eine Stadt wie Frankfurt herunterzubrechen: Das entspricht sieben Frankfurts oder 150 Hochhäusern, wie man sie aus der Skyline kennt. Diese Gebäude sind prinzipiell nutzbar, erfüllen aber nicht mehr die energetischen Anforderungen und müssten saniert werden.

Gewaltige Investitionen

Und hier liegt das Problem: Die Sanierung von 75 Millionen Quadratmetern, um sie klimatauglich zu machen, kostet Milliarden. Ob eine Immobilie als Büro weiter nutzbar ist, hängt dann davon ab, wie viel ein Eigentümer bereit ist zu investieren. Reicht das Geld nicht, ist das Büro als solches verloren.

Es gibt Hoffnung, dass zumindest ein Teil dieser hinfälligen Bürogebäude in Wohnungen umgewandelt werden kann. Da gibt es genug Nachfrage. Doch auch das ist kompliziert und erfordert in der Regel staatliche Förderung. Klar ist jedenfalls: Die Entwicklungen in Sachen Energieeffizienz und Klimawandel werden die Immobilienwelt in Deutschland völlig auf den Kopf stellen. Und am Ende könnten viele dieser Objekte als Schrottimmobilien zurückbleiben.

Von Wolf Brandes
BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.