KommentarTrotz Zinswende

Eigenkapitalrenditen deutscher Banken nicht mal globaler Durchschnitt

Trotz Zinswende hinken die Eigenkapitalrenditen deutscher Banken im internationalen Vergleich weit zurück.

Eigenkapitalrenditen deutscher Banken nicht mal globaler Durchschnitt

Deutsche Banken

Nicht mal Durchschnitt

Mit 5,4% Eigenkapitalrendite sind deutsche Banken weit davon entfernt, zum globalen Mittelfeld zu gehören.

phh Frankfurt
Von Philipp Habdank

2023 wird die durchschnittliche Eigenkapitalrendite der globalen Bankenbranche voraussichtlich bei 13% liegen, prognostiziert die Unternehmensberatung McKinsey in einer neuen weltweiten Studie. Damit liegt die Branche zwar deutlich über ihrem langjährigen Durchschnittswert von 9%. Doch zumindest für die deutsche Bankenbranche ist das kein Grund zum Feiern. Mit ihren durchschnittlich 5,4% Eigenkapitalrendite sind deutsche Geldhäuser weit davon entfernt, zum globalen Mittelmaß zu gehören.

Zinswende hin oder her: Es bleibt einfach schwer, als Bank in overbanked Germany ordentlich Rendite auf das eingesetzte ­Eigenkapital zu erwirtschaften. Im internationalen Vergleich stehen deutsche Banken gleich doppelt unter Druck: Sie kämpfen nicht nur erbittert gegen andere Banken um Marktanteile, sondern müssen sich zusätzlich gegen die Angriffe aus dem Nichtbankensektor wehren. Finanzspezialisten wie Börsen, Assetmanager oder Payment-Provider ziehen seit Jahren immer mehr traditionelles Bankgeschäft an sich. Nur knapp jeder vierte Euro landet McKinsey zufolge noch in Bankbilanzen – und das nicht in den jeher sehr kapitalmarktaffinen USA, sondern in Europa, das bislang eher für seine Kapitalmarktmuffel bekannt ist.

Mit den Vermögenswerten verlassen auch Risiken das Bankensystem

Dass außerbilanzielle Finanzierungs- und Anlageinstrumente im Trend liegen, ist an sich nichts Neues und politisch in Kauf genommen, wenn nicht sogar so gewollt. Die strenge Bankenregulierung seit der Finanzkrise hat Finanzunternehmen quasi dazu eingeladen, die Lücken zu schließen, die Banken geöffnet haben. Das Ergebnis: Seit der Finanzkrise sind mit den Kunden und Assets auch erhebliche Risiken aus dem Bankensektor abgeflossen. Das Problem ist nur, dass die Risiken damit nicht verschwunden sind, sondern lediglich umverteilt wurden – im besten Fall werden sie auf breitere Schultern verteilt, im schlechtesten Fall entstehen neue Konzentrationsrisiken.

Wenn immer mehr Nichtbanken immer mehr Bankgeschäfte machen, führt das fast zwangsläufig zu der Frage, ob die Branche künftig möglicherweise dann nicht auch strenger reguliert werden müsste. An der ein oder anderen Stelle gibt es bereits Überlegungen, beispielsweise mit Blick auf eine strengere Regulierung für Geldmarktfonds. Aber ist ein globaler Vermögensverwalter mit über 10 Bill. Dollar an verwaltetem Vermögen nicht genauso systemrelevant wie eine Bank mit gleicher Bilanzsumme? Vermutlich, aber da die Branche noch keine weltweite Finanzkrise ausgelöst hat, sind die Risiken dort zumindest für den Moment ganz gut aufgehoben.

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