Ein Fass ohne Boden
Deutsche Bahn
Ein Fass ohne Boden
Von Andreas Heitker
Am Wochenende hat die Bahnindustrie wieder zum „Tag der Schiene“ eingeladen. In mehr als 300 Veranstaltungen will die Branche ihr Image aufpolieren und neue Fachkräfte gewinnen. 200.000 Besucher werden bundesweit erwartet. Gerade für die Deutsche Bahn mit ihrem hohen Personalbedarf, die zudem mit immer neuen Verspätungsrekorden im Fernverkehr Negativschlagzeilen macht, ist dies eine wichtige Veranstaltung. Noch bedeutender ist allerdings das Sanierungskonzept, das der Vorstand jetzt vorgelegt hat und das die wirtschaftliche Erosion stoppen soll. Denn seit Ausbruch der Pandemie zeigt sich der Staatskonzern als ein Fass ohne Boden. Seither hat sich der operative Verlust im Kerngeschäft auf nahezu 10 Mrd. Euro summiert. Damit soll jetzt endlich Schluss sein.
Spätestens in drei Jahren will die Bahn wieder einen Milliardengewinn erzielen. Das ist ein mehr als ambitioniertes Vorhaben. Dass auch der Aufsichtsrat noch Fragen über den detaillierten Weg dahin hat, spricht für sich. Der Vorteil des DB-Vorstands ist allerdings, dass die Politik verstanden hat, dass eine Kehrtwende nur noch mit einer großen Investitionsoffensive zu schaffen ist. Bis 2027 werden dem Unternehmen 55 Mrd. Euro aus dem Haushalt beziehungsweise dem Klima- und Transformationsfonds bereitgestellt. Das ist im Schnitt doppelt so viel wie noch vor wenigen Jahren. So viel Geld hatte die Bahn wohl noch nie in den Kassen. Aber eines dürfte auch klar sein: Die jahrelange und milliardenschwere Generalsanierung der maroden Schieneninfrastruktur ist die Basis von allem. Ohne sie, die seit Juli parallel zu den Kosten- und Effizienzprogrammen in den einzelnen Geschäftsfeldern angelaufen ist, ist eine wirtschaftliche Gesundung der Deutschen Bahn nicht möglich.
Der Turnaround ist aber auch jenseits der Infrastruktur komplex: Der Güterverkehr (DB Cargo) steht vor einer großen Transformation. Und insbesondere in der Konzernverwaltung wird die DB mit viel weniger Mitarbeitern auskommen müssen. Soll das Fass nun wirklich wieder einen Boden bekommen, müssen schon viele Reformschritte gelingen.