LEITARTIKEL

Ein Scout für Private Equity

Gerade rechtzeitig: Vor der "Super Return", der weltweiten Nabelschau von Private Equity in Berlin, punktet der deutsche Markt bei internationalen institutionellen Anlegern. Mit der avisierten Übernahme des Internetportalbetreibers Scout24 haben die...

Ein Scout für Private Equity

Gerade rechtzeitig: Vor der “Super Return”, der weltweiten Nabelschau von Private Equity in Berlin, punktet der deutsche Markt bei internationalen institutionellen Anlegern. Mit der avisierten Übernahme des Internetportalbetreibers Scout24 haben die US-Finanzinvestoren Hellmann & Friedman (H & F) und Blackstone den mit 5,7 Mrd. Euro größten Buy-out hierzulande eingefädelt. Sie sind bereit, mit dem 20-Fachen des geschätzten operativen Ergebnisses einen stolzen Preis für das Unternehmen zu zahlen, bei dem ihre früheren Fonds erst vor einem Jahr mit einer Schlussplatzierung ganz ausgestiegen waren. Sind die Fondsmanager so fantasielos, dass ihnen nichts anderes einfällt als: Zurück zur Ex?Der schon hohe und mit neuen milliardenschweren Private-Equity-Fonds immer weiter steigende Anlagedruck führt dazu, dass auch smarte Investoren zum zweiten Mal nach einem Unternehmen greifen, das als Online-Infrastrukturanbieter starken Cash-flow generiert und um etwa 10 % im Jahr wächst. Das Investorenduo hat die Chance zu zeigen, dass öffentliche Übernahmen auch nach dem Kampf um den Pharmakonzern Stada möglich sind. Dort hatte der Hedgefonds Elliott die Bewertung immer weiter nach oben getrieben. Mit der Struktur, zunächst nur auf 50 % plus 1 Aktie zu zielen, geht H & F den Deal clever an. Klar ist, dass im zweiten Schritt der Zugriff auf den Cash-flow ansteht, also ein Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag. Die für diesen Fall ins Auge gefasste Finanzierung gilt als sehr aggressiv mit ihren endfälligen Zinszahlungen. Der Leverage, also Nettoschulden zum operativen Jahresergebnis, könnte dann in Richtung achtmal gehen – sehr ambitioniert.Gelingt der Deal, kann Scout zum Pfadfinder für weitere öffentliche Übernahmen durch Private Equity werden. Mit Osram rückt schon ein mögliches nächstes Public-to-Private ins Licht. Zig Milliarden an Fondsgeldern, die in der größten Volkswirtschaft Europas investiert werden wollen, gesunkene Bewertungen an den Börsen und auch eine größere Vielfalt an Strategien vor dem Hintergrund einer auch dieses Jahr – noch – zur Verfügung stehenden günstigen Fremdfinanzierung lassen Finanzinvestoren trotz der politischen Unsicherheiten und konjunkturellen Eintrübung einigermaßen optimistisch nach vorn schauen. Die Klagen über rare Ziele sind zwar seit Jahren verbreitet, doch siehe da: So mancher Kapitaltopf ist dann doch schneller investiert als gedacht. Beteiligungsgesellschaften verfolgen heute mehr als die klassischen Buy-outs und reichen nicht bloß Unternehmen von einem an den nächsten Investor weiter. Sie gehen gemeinsam mit Familienunternehmen oder Pensionsfonds vor, treten im Doppelpack wie bei Stada und Scout24 auf, machen auch Minderheiten, gehen öffentliche Übernahmen an und sichern sich längere Laufzeiten von ihren Geldgebern.Ziele gibt es auch 2019 – im Mittelstand wie bei Konzernen. So steht von Nestlé das Hautpflegegeschäft für geschätzt 6,5 Mrd. Euro zum Verkauf; Evonik will sich von der Methacrylat-Sparte (für mehr als 2,5 Mrd. Euro?) trennen und BASF von der Bauchemie, was auf eine ähnliche Größenordnung hinauslaufen könnte, und auch aus Bayer, VW (MAN) und Metro (Real) werden Investmentchancen erwartet. Minderheitsdeals zeichnen sich bei den Energieversorgern EWE und Steag ab. Zahlreiche weitere Auktionen laufen – gerade auch für schon einige Male “gedrehte” Unternehmen wie den Lebensmittellogistiker Ifco oder Hoffmann Menü (Betriebsverpflegung). Weitere können kommen – ob Xella-Baustoffe, der TV-Werbesender HSE24, Discounter Takko oder Median-Rehakliniken. Hinzu kommen mögliche Ziele an der Börse in SDax und MDax. Nach einem Jahr mit Bewertungen auf Rekordhöhe dürfte 2019 den Käufern wieder etwas mehr Luft lassen. Doch der Markt ist auch hier zweigeteilt: Handel, Mode und Auto (tradierter Antriebsstrang) sind out, Software, Cloud, Technologie und Gesundheit in. Für Unternehmen ohne Cash-flow, die die Frühphase hinter sich und starkes Wachstum vor sich haben, werden auch dieses Jahr die Bewertungen in Höhen steigen, deren Umsatz-Multiples mancher Konzernaufsichtsrat für ein Ebit-Vielfaches hält. Allerdings haben die enormen Zuflüsse in die Assetklasse für stärkeren Wettbewerb in Auktionen gesorgt, was die Preise treibt. Dies gilt für Megadeals weniger als für Mid Caps, da es im Milliardengeschäft weniger Spieler gibt. Doch auch im German Mittelstand sind noch Wege frei für mehr Super Return. —–Von Walther BeckerManche Bewertungen werden auch dieses Jahr in Höhen steigen, deren Umsatz-Multiples mancher Konzernaufsichtsrat für ein Ebit-Vielfaches hält.—–