Ein wahrer Drahtseilakt
Türkische Geldpolitik
Ein wahrer Drahtseilakt
mpi Frankfurt
Die erst im Juni zur türkischen Zentralbankchefin ernannte ehemalige Bankerin Hafize Gaye Erkan ist wahrlich nicht um ihren Job zu beneiden. Um stolze 9 Prozentpunkte hat sie nun den Leitzins seit ihrem Amtsantritt in zwei Zinsentscheiden bereits erhöht. Für viele Ökonomen ist das angesichts einer astronomisch hohen Inflationsrate im Land – die womöglich auch noch nach unten manipuliert wurde und in Wahrheit deutlich höher ist – zu wenig. Doch aufgrund der fragilen Lage der Staatsfinanzen und der türkischen Konjunktur ist es verständlich, dass Erkan nicht noch deutlichere Zinserhöhungen verkündet hat. Die Fehler der Vergangenheit – unter Erkans Vorgänger Sahap Kavcioglu wurden die Zinsen trotz hoher Teuerung gesenkt statt erhöht – lassen sich nicht innerhalb kürzester Zeit korrigieren. Erkan muss einen Drahtseilakt meistern. Die Zinsen müssen auf der einen Seite weiter steigen, um die Inflation in den Griff zu bekommen, dürfen auf der anderen Seite jedoch nicht so hoch ausfallen, dass die Finanzstabilität der Türkei in Gefahr gerät.