KommentarCisco übernimmt Splunk

Eingeständnis mangelnder Innovationskraft

Die angepeilte Splunk-Übernahme durch Cisco untermauert die nachlassende Innovationskraft der US-Technologieriesen. Die Abhängigkeit von Akquisitionen birgt für die Branchengrößen mannigfaltige Probleme.

Eingeständnis mangelnder Innovationskraft

Technologieriesen

Innovation nur noch von außen

Von Alex Wehnert

Die Splunk-Übernahme durch Cisco untermauert die nachlassende Innovationskraft von US-Technologiegrößen.

Die Übernahme der Analyse- und Cybersecurity-Firma Splunk durch Cisco stellt ein erneutes Eingeständnis der nachlassenden originären Innovationskraft großer US-Technologieanbieter dar. Mit dem rund 28 Mrd. Dollar schweren Deal will die vor allem für ihre Internetrouter bekannte Cisco die Abhängigkeit vom traditionellen Hardware-Geschäft verringern und stärker auf den Hype um generative künstliche Intelligenz (KI) aufspringen.

Splunk hat im laufenden Jahr eine neue Reihe an KI-Produkten vorgestellt, durch die Unternehmenskunden Bedrohungen schneller aufspüren und bekämpfen können sollen. Die nun angekündigte Transaktion sieht Cisco als Chance, um das eigene IT-Sicherheitsportfolio zu ergänzen, ihre großen Mengen an Kundendaten effektiver verwerten zu können und letztlich stabilere Einnahmen zu generieren.

Das offensiv formulierte Ziel, zu einem weltweit führenden Software-Unternehmen zu werden, hat das kalifornische Konglomerat bereits in den vergangenen Jahren durch Übernahmen in der Cloud- und IT-Sicherheitsbranche vorangetrieben. An investierbaren Mitteln mangelt es Cisco wie vielen anderen Technologieriesen also nicht – doch werfen die Akquisitionen durchaus die Frage auf, was aus den internen Forschungs- und Entwicklungskapazitäten der Branchengrößen geworden ist.

Apple versucht sich wohl seit Jahren vergeblich am Bau eines eigenen Modem-Chips für das iPhone, auch beim neuen 15er-Modell bleibt der Konzern vom ungeliebten Zulieferer Qualcomm abhängig. Microsoft ist es in den vergangenen Monaten nur durch eine Partnerschaft mit und großvolumige Investitionen in die KI-Schmiede OpenAI gelungen, das über Jahre dahindümpelnde Nutzerinteresse an der Suchmaschine Bing anzukurbeln.

Auf anderen vermeintlichen Wachstumsfeldern wie dem Metaverse suchen die Tech-Riesen ebenfalls mit Milliardeninvestitionen den Anschluss zu halten. Die angepeilte Übernahme des Videospielentwicklers Activision Blizzard durch Microsoft ist das beste Beispiel – und sie zeigt auch auf, welche Probleme die Abhängigkeit von Akquisitionen als Innovationsquelle birgt. Denn gerade die US-Aufsichtsbehörden haben sich darauf eingeschossen, die Marktmacht der Branchengrößen zu beschränken, und blockieren Deals, wo sie nur können. Auch für die Splunk-Übernahme durch Cisco steht die regulatorische Freigabe noch aus. Überlappungen zwischen den Cybersicherheitsprodukten beider Unternehmen könnten durchaus dazu führen, dass die Wettbewerbsaufsicht noch einen genaueren Blick auf den Deal wirft.

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