KommentarEuropean Payments Initiative

Der Traum vom digitalen Euro

Die European Payments Initiative (EPI) hegt ambitionierte Pläne für ihre Positionierung beim digitalen Euro. Doch eine exklusive Rolle ist illusorisch.

Der Traum vom digitalen Euro

Schon rund um die erste Gründungsphase der European Payments Initiative (EPI) hatten die beteiligten Banken hinter den Kulissen auf zusätzliche Unterstützung durch den Gesetzgeber sowie eine freundliche Begleitung durch die Notenbanken gesetzt. Schließlich geht es auch um hehre geopolitische Ziele, denn die Infrastruktur des Währungsraums gilt als systemrelevant.

Doch die jetzt von einigen Beteiligten ventilierte Idee, die EPI-Wallet könne als exklusiver Partner der Europäischen Zentralbank (EZB) beim bevorstehenden digitalen Euro positioniert werden, ist illusorisch. Das ist sie schon allein deshalb, weil die Währungshüter sicherstellen müssen, dass das Bargeld-Äquivalent allen Bürgern zugänglich ist, um die angestrebte hohe Reichweite zu erzielen. Das verträgt sich schlecht mit dem Gedanken einer Zwangs-Wallet, über die alle Bürger und dann auch die Banken gehen müssten, um ihrer Intermediärfunktion gerecht zu werden. Bei der Nutzung ihrer digitalen Geldbörse sollten Bürger eine freie Wahl haben.

Davon abgesehen fehlt es EPI an der notwendigen Abdeckung für eine solch ehrgeizige Positionierung. Die 16 Banken und Finanzdienstleister, zu denen auch Deutsche Bank, DZ Bank und die Sparkassen gehören, verteilen sich auf lediglich fünf Länder. Und das auf Kontoanbindung basierende Debit Scheme befindet sich im Aufbau. So wie der digitale Euro selbst. Für den wurde die Untersuchungsphase abgeschlossen, nun werden Details zur Implementierung ausgearbeitet – während man darauf hofft, dass der Gesetzgebungsprozess bis zur Europawahl im Juni 2024 abgeschlossen ist. Erst dann könnte der EZB-Rat seine Entscheidung zum digitalen Euro treffen.

Vor dem Hintergrund der sich hinziehenden Markteinführung des digitalen Euro sollten die EPI-Macher zunächst beweisen, dass ihre Tech-Plattform höchsten Ansprüchen genügt, und eine nachvollziehbare Strategie der Skalierung präsentieren. Dabei sind Konflikte programmiert: Niemand ist so stark im Händlergeschäft vor Ort wie die im Girocard-System verbundenen deutschen Institute. Dieses Händlergeschäft ist ein werthaltiges strategisches Asset, das die Banken nicht leichtfertig in EPI einbringen können. Wenn EPI-Chefin Martina Weimert also von Händlerakzeptanz als Ausbaustufe von EPI spricht, dann hat sie hoffentlich einen Plan, wie die Girocard da reinpasst.

Was den digitalen Euro betrifft, so sollte EPI ambitioniert dranbleiben. Zu den EZB-Partnern zählt EPI schon, da man bereits am Prototyp beteiligt war. Darauf gilt es aufzubauen.

Banken-Initiative EPI

Der Traum
vom digitalen Euro

Von Björn Godenrath

Eine Exklusivität beim digitalen Euro ist illusorisch. Die EPI braucht erst einmal marktfähige Produkte.