KommentarGeschäftsreisen

Erholung unter Vorbehalt

Die Erholung im Geschäftsreiseverkehr steht unter Vorbehalt. Viel hängt vom weiteren wirtschaftlichen Geschehen in China ab.

Erholung unter Vorbehalt

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Erholung
unter Vorbehalt

Von Lisa Schmelzer

Die Erholung im Geschäftsreiseverkehr steht unter Vorbehalt. Viel hängt vom weiteren wirtschaftlichen Geschehen in China ab.

Der Geschäftsreiseverkehr kommt zurück, und das mit unerwartetem Tempo. Schon im kommenden Jahr könnte das Niveau von vor der Pandemie erreicht sein, so die neuesten Schätzungen. Das wird neben dem Beherbergungsgewerbe vor allem die Netzwerk-Fluggesellschaften freuen, die vor Corona aus diesem Geschäft einen Großteil ihrer Gewinne gesaugt hatten. Mit Geschäftsreisenden können ganz andere Margen erzielt werden als mit Urlaubern, die oft knauserig sind und auf jeden Cent schauen – was unter anderem den rasanten Aufstieg der Billigfluglinien in den vergangenen Jahrzehnten erklärt.

Erfreulich ist die Erholung des Business-Segments für die Airlines aber nicht nur wegen der positiven Folgen für die Gewinnentwicklung. Die Luftfahrtbranche braucht die Geschäftskunden auch, um ihre ehrgeizigen Klimaziele umsetzen zu können. Denn wenn mehr Umweltbelastung kompensiert werden soll und mehr hochpreisiges nachhaltiges Kerosin in die Flugzeugtanks fließen soll, braucht es Passagiere, die bereit sind, dafür teurere Tickets in Kauf zu nehmen. Viele Firmen haben sich mittlerweile zu mehr Nachhaltigkeit verpflichtet, auch wenn es um Reisen geht. Das spielt den Fluglinien auf ihrem Weg zur Klimaneutralität in die Hände, auch wenn aus den gleichen Gründen die Nachfrage nach – wirtschaftlich eher unbedeutenden – Inlandsflügen sinkt.

Weil die Airlines – auch in Erwartung einer mittelfristig schleppend verlaufenden Nachfrage im Geschäftsreisenverkehr – ihre Kostenstrukturen in den vergangenen Jahren zudem verschlankt haben, um im Urlaubssegment wettbewerbsfähiger zu sein, dürfte sie nun das überraschend anziehende Business-Geschäft umso mehr erfreuen. Denn so lässt sich aus den Buchungen in den Premiumklassen sowie den flexiblen und damit teureren Tickets in der Holzklasse noch mehr Gewinn ziehen. Indes stellt sich schon die Frage, ob manches Streckennetz, das an die Bedürfnisse von Urlaubern angepasst wurde, für Geschäftsreisende noch attraktiv ist. Allzu oft dürften diese nicht nach Mallorca oder Antalya fliegen müssen.

Zudem ist die weitere Erholung mit Fragezeichen zu versehen. Mittel- und langfristig könnte sich die zunehmende Bedeutung des Themas Nachhaltigkeit doch dämpfend auf die Nachfrage auswirken. Kurzfristig bleibt die Unsicherheit über die weitere konjunkturelle Entwicklung ein großes Problem. Vor allem die wirtschaftlichen Verwerfungen in China, wo vor der Pandemie ein gewichtiger Teil der Erlöse im Geschäftsreisesegment generiert wurde, könnten die Erholung abwürgen.

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