KommentarDeutsche Konjunktur

Ein Schimmer Hoffnung – mehr aber auch nicht

Dass die deutsche Wirtschaft im Sommer „nur“ um 0,1% geschrumpft ist und die Unternehmen minimal besser gelaunt sind, ist maximal ein Hoffnungsschimmer. Mehr als eine Bodenbildung ist derzeit einfach nicht drin.

Ein Schimmer Hoffnung – mehr aber auch nicht

Konjunktur

Ein Schimmer Hoffnung

Von Alexandra Baude

Wenn die deutsche Wirtschaft derzeit etwas nötig hat, dann sind es gute Nachrichten. Derer gab es nun kurz vor dem Weihnachtsfest gleich zwei: Statt der befürchteten Abwärtsrevision bestätigte das Statistische Bundesamt seine Erstschätzung, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Sommer um 0,1% geschrumpft ist. Und der Ifo-Geschäftsklimaindex, wichtigstes Fieberthermometer für das Befinden der heimischen Wirtschaft, legte im November gar zum dritten Mal in Folge zu. Das ist insofern zu betonen, als ein dritter Anstieg bzw. Rückgang stets als Trendwendesignal gilt.

So, wie der Grinch allen das Fest vermasseln will, gibt es auch konjunkturelle und politische Spielverderber. Neuestes Mitglied dieser Riege ist das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Umschichtung übrig gebliebener Coronahilfen in den Klima- und Transformationsfonds. Auf einen höheren Staatskonsum wie im dritten Quartal sollte man daher vorerst nicht setzen. Denn die verfassungsmäßige Schuldenbremse ist nur für den Haushalt 2023 ausgesetzt. Die Regierung muss erstmal kräftig den Rotstift ansetzen. Das werden auch die Unternehmen machen – und solange Haushaltschaos herrscht, werden sie sich bei Investitionen zurückhalten. Gerade die in der Breite gestiegenen Investitionen werteten Ökonomen aber als die positive Überraschung im Zahlenwerk der Wiesbadener Statistiker für den Sommer.

Die bedeutendsten Störfaktoren sind aber weiterhin die Folgen der hartnäckig hohen Inflation: Einerseits hat sie den nach dem Ende der Corona-Restriktionen aufgekommenen Konsumgelüsten der privaten Haushalte schnell den Garaus gemacht, andererseits hat sie den Zinserhöhungszyklus der Notenbanken in Gang gesetzt. Dieser wiederum schlägt mittlerweile voll auf die Realwirtschaft durch, vor allem aber wegen der höheren Finanzierungskosten in der Bauwirtschaft. Kein Wunder also, dass dort die Stimmung außerordentlich schlecht ist, das Geschäftsklima der Dienstleister sinkt und der Einzelhandel nur wenig vom Weihnachtsgeschäft erwartet.

Wie verhalten die Firmen insgesamt in die Zukunft blicken, zeigt die Erwartungskomponente: Das Plus von 0,4 Zählern im November fällt im Vergleich zu den 1,7 Punkten Zuwachs im Oktober mehr als mager aus. Nicht nur, dass China immer öfter lieber selbst produziert, statt deutsche Waren zu kaufen, kommt auch die Nachfrage der anderen Handelspartner nicht in die Gänge. Ganz zu schweigen von Dauerbrennern wie Demografie, Energiewende und Digitalisierung.

Die Signale für eine Bodenbildung aber kann auch der Grinch nicht mopsen.

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