KommentarStart-up-Investorinnen

Es steht und fällt mit der Care-Arbeit

Start-up-Gründerinnen erhalten weniger Kapital als männliche Gründer. Das liegt auch an den oft männerdominierten Geldgebern. Wie in vielen Gleichstellungs-Debatten stellt sich auch hier eine Kernfrage: Wer übernimmt die Care-Arbeit?

Es steht und fällt mit der Care-Arbeit

Start-up-Investorinnen

Es steht und fällt
mit der Care-Arbeit

Von Karolin Rothbart

Der Internationale Frauentag dürfte bei den meisten Frauen wohl recht ambivalente Gefühle hervorrufen. Zum einen liefert er jährlich Erkenntnisse darüber, wie viel sich in Sachen Frauenrechte schon getan hat. Zum anderen sorgen die am 8. März von zahlreichen Instituten und Marktforschern veröffentlichten Daten aber auch für Ernüchterung – nämlich, wenn sich offenbart, wie weit der Weg zur Gleichstellung der Geschlechter in manchen Bereichen noch ist.

Einer dieser Bereiche ist die Venture-Capital-Szene. Eine Szene, die sich neben der reinen Rendite-Erzielung eigentlich auch einem dezidierten Fortschrittsglauben verschrieben hat. Doch zumindest in gesellschaftlicher Hinsicht ist von diesem Fortschritt noch wenig zu spüren. Seit Jahren verharrt der Frauenanteil in den Spitzenetagen großer VC-Firmen in Europa nun schon bei 15%. In den USA waren es zuletzt gut 17%.

Dass Start-up-Gründerinnen weniger Kapital als männliche Gründer erhalten, ist vor dem Hintergrund nur logisch. Denn Investoren sind Menschen und kommen als solche mit einem „Bias“ auf die Welt – ein Effekt, der dabei hilft, die Komplexitäten dieser Welt kognitiv zu verarbeiten, der allerdings auch zu teils unbewusster Stereotypisierung und zu Vorurteilen führt. Im Ergebnis investieren Geldgeber am liebsten in Gründer-Teams, die ihnen ähnlich sind.

Dass das nicht nur Gründerinnen trifft, sondern auch die Investoren, ist kein Erkenntnisproblem. Der Großteil der Firmen weiß um die wirtschaftliche Bedeutung von Diversität, wie Umfragen zeigen. Doch tut sich die Branche mit ihren langen Arbeitszeiten eben schwer, attraktiver für Frauen zu werden. Denn auch Frauen stehen nur 24 Stunden am Tag zur Verfügung und noch immer leisten sie im privaten Kontext deutlich mehr Care-Arbeit als Männer.

Weil Care-Arbeit aber nie wegfallen wird, braucht es für mehr Gleichstellung andere Lösungen. Investmentfirmen könnten das Thema Work-Life-Balance noch stärker in den Blick nehmen. Oder der männliche Teil der Gesellschaft übernimmt noch mehr Care-Arbeit. Im besten Fall erfolgt die Anpassung auf beiden Wegen.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.