Im ersten Quartal dieses Jahres hat die ETF-Industrie sowohl in Europa als auch weltweit erneut hohe Mittelzuflüsse vereinnahmt. So hat zum Beispiel allein Blackrock netto
67 Mrd. Dollar mit ETFs eingesammelt, der Vermögensverwalter wächst praktisch vor allem im ETF-Segment. Auch andere große ETF-Anbieter wie Vanguard oder hierzulande DWS-Xtrackers berichten über hohe Mittelzuflüsse.

Weltweit betrugen die Zuflüsse in die ETF-Industrie übrigens im ersten Quartal knapp 400 Mrd. Dollar, berichtet ETFGI. In Europa sammelten ETFs nach Angaben von State Street rund 52 Mrd. Dollar in den ersten drei Monaten dieses Jahres ein. Gefragt waren dabei vor allem Aktien-ETFs. Natürlich wurden auch neue Rekorde bei den verwalteten Geldern erzielt. So verwaltet die globale ETF-Industrie laut ETFGI inzwischen satte 12,7 Bill. Dollar.

Während die passive Geldanlage boomt, tun sich aktive Fondsprodukte schwerer. Passiv wächst deutlich stärker und nicht allein die ETF-Anbieter, sondern auch Vertriebler stellen einen zunehmenden Trend zu ETF und somit zu passiven Anlagen fest. Dieser Trend scheint sich in den vergangenen Monaten noch verstärkt zu haben.

Viele Gründe, die für ETFs sprechen, sind mithin bekannt, andere aber vielleicht weniger. Bekannt sind vor allem die hohe Transparenz und die niedrigen Gebühren der börsengehandelten Indexfonds. Hinzu kommt die wachsende Produktvielfalt, neben ETFs auf Standardindizes gibt es inzwischen eine breite Palette von Themen-, Anleihen- und auch aktiven oder nachhaltigen ETFs. Wobei, wenn die Märkte wie derzeit laufen, eben auch die bekannten Aktien-ETFs auf Standardindizes stark gefragt sind.

Ein wesentlicher Grund, der für ETFs spricht, ist auch die Tatsache, dass es den meisten aktiven Fonds langfristig eben nicht gelingt, die jeweils relevanten Indizes zu schlagen. Zu diesem Ergebnis kommen auch die aktuellen Berechnungen von S&P Dow Jones Indices. So liegt die Underperformance-Rate der aktiven Fonds auf globale Aktien und auf US-Aktien über zehn Jahre bei 98%. Anders gewendet: Nur 2% der aktiven Fonds waren langfristig besser als der Index.

Ein Grund für die zunehmende Passivierung der Geldanlage ist aber auch ihre fortschreitende Digitalisierung. Zwar gibt es noch das traditionelle Vertriebsmodell, dass ein Kunde zu seiner Hausbank geht und dort einen Fonds, eine Versicherung oder vielleicht auch einen Sparbrief erwirbt. Dieses Modell verliert aber zunehmend an Bedeutung.

Fonds werden als ETFs inzwischen oftmals gekauft und nicht mehr verkauft. Die ETFs werden kostengünstig über Apps oder die Homepage von Fintechs, Neo- und Discount-Broker erworben. Das ist der bevorzugte Vertriebsweg der jungen Leute, und natürlich auch von immer mehr Boomern. Schließlich ist das Internet inzwischen überall verfügbar und mit dem Handy sogar in der Hosentasche.

Der digitale Vertrieb geht einher mit einer Fülle von Informationen. Da sind zum einen kostenlose Informationen von unabhängigen Verbraucherportalen, die hierzulande Millionen von Menschen erreichen. Aber auch die ETF-Anbieter bieten eine immer größere Fülle von Informationen über ihre Produkte an, die meist eher sachlich gehalten als allzu werblich sind.

Der digitale Vertrieb trifft nun auf eine digitale Generation, sprich auf vielfach gut informierte junge Menschen. Diese wissen zum Beispiel, dass es sinnvoll und notwendig ist, für ihr Alter zu sparen, und dass ein monatlicher ETF-Sparplan dafür eine effiziente und preisgünstige Methode ist.

Vor diesem Hintergrund sind ETFs auch hierzulande und in Europa auf der Überholspur. Die USA mit ihrem deutlich höheren Anteil an Passivierung fungiert als Vorbild. Die Prognose fällt nicht schwer: Auch in Deutschland und in Europa wird die ETF-Industrie in den kommenden Jahren überdurchschnittlich wachsen.