Europäische Bankenfusionen schaffen Binnenmarkt auf Arbeitsebene
Bankenfusion
Binnenmarkt auf Arbeitsebene
Von Anna Sleegers
Manche Dinge ziehen sich so lange hin, dass man sie fast aus den Augen verliert. Zum Beispiel der Verkauf der Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe, die seit 2015 zum chinesischen Firmenkonglomerat Fosun gehört. Gefühlte zwei Jahre flammten nur hier und da mal ein paar Spekulationen auf, dann war es wieder lange ruhig. Doch seit Dienstag herrscht Klarheit: Der niederländische Finanzkonzern ABN Amro will das Institut mit der bereits in seinem Besitz befindlichen Bethmann Bank zur Nummer 3 im deutschen Wealth Management zusammenlegen.
ABN Amro hat gute Gründe für den Kauf
Nach langer Zeit tut sich also wieder was in Sachen europäische Bankenkonsolidierung. Noch so ein Thema, das in den vergangenen Jahren irgendwie versandet ist. Für ABN Amro, die sich von ihrem Hauptsitz in Amsterdam nach Nordwesteuropa ausstreckt, passt der Zukauf in jeder Hinsicht. Erstens, weil der Konzern schon unter Risikoerwägungen ein Interesse daran hat, das Wealth Management, für das er in den Niederlanden als eine der besten Adressen gilt, auszubauen. Zweitens, weil der deutsche Markt nach wie vor der größte und dynamischste Markt in Europa ist. Und drittens, weil es ABN Amro mit der Frankfurter Bethmann Bank schon einmal gelungen ist, eine traditionsreiche Privatbank zu integrieren.
Neue Eigentümer mussten her
Auch für das Übernahmeziel bietet der Eigentümerwechsel Chancen. Zwar haben sich die Sorgen über den Einstieg der Chinesen als weitgehend unbegründet bewiesen, blieb die politische Einflussnahme doch soweit bekannt aus. Das Verhältnis war dem Vernehmen nach konstruktiv und von Vertrauen geprägt. Fosun bewies als Investor langen Atem und war sich offenbar bewusst, dass die kleine Privatbank im fernen Westen ihr Geschäft selbst am besten verstand. Trotzdem ist das Institut in einem europäischen Finanzkonzern wie ABN Amro besser aufgehoben. Denn spätestens der Ukraine-Krieg hat die geopolitischen Risiken in den Fokus gerückt. Die Angst vor möglichen Sanktionen ist allgegenwärtig.
Es kommt auf Skaleneffekte an
Die Konsolidierung im Private Banking wird weitergehen. Denn schon der sperrige Name Hauck Aufhäuser Lampe verrät, dass es auf Skaleneffekte ankommt, um in dem umkämpften Markt zu überleben. Dass sie durch einen grenzüberschreitenden Zusammenschluss innerhalb Europas realisiert werden, ist erfreulich. Je häufiger Banker in den verschiedenen europäischen Banken mit denselben IT-Systemen arbeiten, desto näher rückt die Vollendung eines europäischen Finanzbinnenmarkts – auch auf ganz praktischer Ebene.
Die Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe ist bei ABN Amro besser aufgehoben als bei einem chinesischen Mischkonzern.