Versagen der Bildungspolitik
EZB
Versagen der Bildungspolitik
Von Martin Pirkl
Die Mehrheit der Bevölkerung im Euroraum vertraut der Europäischen Zentralbank (EZB) mindestens einigermaßen. So weit, so gut für die Notenbank, für die Vertrauen eine wichtige Währung bei der Geldpolitik ist. Beunruhigen sollte die EZB jedoch, dass rund jeder Achte so wenig von ihr hält, dass er auf einer Skala von 0 bis 10 den niedrigstmöglichen Wert zückt, wie aus einem Forschungspapier der Notenbank hervorgeht.
Und alle Befürworter der Demokratie sollte beunruhigen, dass es bei anderen öffentlichen Institutionen nicht besser aussieht. Ein Teil der Bevölkerung hat für EZB, EU-Institutionen oder die nationale Regierung nur Verachtung übrig. Diese Menschen fühlen sich von diesen Stellen nicht ernst genommen oder gar belogen. So ist es wenig verwunderlich, dass sich viele von ihnen populistischen Parteien – meistens rechten – zuwenden. Für eine Demokratie ist es brandgefährlich, wenn das Vertrauen in ihre Institutionen bei einem nicht zu vernachlässigenden Teil der Gesellschaft erodiert.
Zu wenig Wissen
Ein Gegensteuern, also ein langsames Aufbauen von Vertrauen, wäre daher immens wichtig. Doch wie kann das gelingen? Die eine Antwort auf diese Frage gibt es nicht. Ein möglicher Baustein dafür findet sich jedoch in dem Forschungspapier der EZB. Wer über wenig bis kein Finanzwissen verfügt, ist eher dazu geneigt, der EZB überhaupt nicht oder im Gegenteil vollkommen zu vertrauen.
Die Erklärung dafür dürfte sein, dass sich diese Menschen aufgrund ihrer Unwissenheit einfach vorstellen, was wohl die Aufgaben der EZB sind und ob sie diese gut oder schlecht ausfüllt. Je nachdem, was dabei herauskommt, kann dann schnell Zufriedenheit oder Verärgerung entstehen. Für einen differenzierten Blick auf die Arbeit der Notenbank braucht es nun mal Wissen.
Mehr Kommunikation nötig
Dass es um das Finanzwissen in Deutschland ziemlich schlecht bestellt ist, ist zu einem großen Teil Schuld der Bildungspolitik. Das Thema wird in vielen Schulen zu wenig bis gar nicht behandelt. Eine Reform der Lehrpläne wäre nicht nur an dieser Stelle dringend nötig.
Allerdings ist die Vermittlung von Wissen nicht nur die Aufgabe von Schulen, Ausbildungsstätten oder Universitäten. Auch Institutionen wie die EZB müssen den Austausch mit der Bevölkerung suchen. Daher ist es richtig, dass die EZB eine „klare und wirksame Kommunikation“ vorantreiben will. Wichtig ist dabei aber, dass sie damit von den Bevölkerungsgruppen, die ihr gar nicht vertrauen, überhaupt wahrgenommen wird. Keine leichte Aufgabe.
Ein Teil der Bevölkerung hat gar kein Vertrauen in öffentliche Institutionen. Für eine Demokratie ist das brandgefährlich.