LeitartikelPrivate Equity

Finanzinvestoren werden zu Assetmanagern

Finanzinvestoren wie CVC und General Atlantic legen sich Infrastruktursparten zu und bereiten IPOs vor, um zu wachsen. Sie werden zu Assetmanagern.

Finanzinvestoren werden zu Assetmanagern

Assetmanagement

Für Private Equity zählt Größe

Von Christoph Ruhkamp

Finanzinvestoren legen sich Infrastruktursparten zu und bereiten IPOs vor, um zu wachsen. Sie werden zu Assetmanagern.

Seit KKR, die Mutter aller Private-Equity-Firmen, im Jahr 1976 von Jerome Kohlberg, Henry Kravis und George Roberts gegründet wurde, ist die Branche für stark fremdfinanzierte Käufe (Buy-outs) von Mehrheitsbeteiligungen an relativ großen und etablierten, nicht börsennotierten Unternehmen samt anschließenden Kostensenkungen bekannt – ein Ruf, der 1989 in dem Buch und dem Film “Barbarians at the Gate” verewigt wurde. Doch die alltägliche Realität der Finanzinvestoren ist weitaus vielfältiger geworden und geht weit über Buy-outs hinaus. Zumindest die großen Adressen investieren in alle Sparten von Assets abseits der Börse – darunter Private Credit, Immobilien, Venture Capital und Growth Capital.

2023 ist das Private-Equity-Buy-out-Volumen in Europa laut PwC um fast 20% zurückgegangen, der Wert der Deals ist sogar um 60% gegenüber 2022 gesunken. Einen deutlichen zusätzlichen Schwung erhält jedoch derzeit das Feld der Infrastrukturinvestments. Denn die globale grüne Wende in der Energieerzeugung und der Industrie braucht billionenschwere Infrastrukturinvestments. Wer diese Sparte noch nicht hat, legt sie sich zu. Das haben gerade vor kurzem CVC und General Atlantic gemacht. CVC erwarb den Amsterdamer Infrastruktur-Assetmanager DIF, und General Atlantic kaufte den britischen Infrastrukturinvestor Actis. Beide Private-Equity-Firmen streben an die Börse. Und die Aktieninvestoren an der Börse schätzen verlässlich im Voraus berechenbare Erträge aus den Gebühren für die Infrastruktur-Vermögensverwaltung.

One-Stop-Shops

An der Börse wollen die Gründer und sonstigen Miteigentümer von Private-Equity-Firmen wie CVC, General Atlantic oder L Catterton einerseits Kasse machen und andererseits für die Unternehmen das nötige Eigenkapital für weitere Zukäufe einsammeln. Denn der Teufel scheißt in dieser Branche immer auf den größten Haufen: Die institutionellen Investoren, die in Private-Equity-Fonds investieren – im Fachjargon "Limited Partners" – schätzen One-Stop-Shops. Sie wollen Buy-outs, Infrastruktur, Private Debt, Immobilien und Venture Capital aus einer Hand. Größe zählt. Größe ist sogar entscheidend. So wandeln sich die klassischen Buy-out-Firmen mit der Zeit zu breit aufgestellten Assetmanagern, weil das Vorteile im Fundraising bringt.

Umgekehrt legen sich Assetmanager, die traditionell auf die Verwaltung von Vermögen spezialisiert waren, die in öffentlich gehandelte Wertpapiere investiert wurden, immer häufiger Private-Capital-Sparten zu, weil sie die besseren Renditen erzielen. Jüngst erwarb Branchenriese Blackrock für 12,6 Mrd. Dollar in Cash und Aktien den großen Infrastrukturinvestor GIP (Global Infrastructure Partners) mit Assets im Wert von 106 Mrd. Dollar, darunter Anteile an den Flughäfen in Sydney und London. In der Infrastruktur wird das Wachstum erwartet.

Infrastruktur boomt

Die Auswirkungen der Transaktionen von CVC, Blackrock und General Atlantic mit ihren Infrastruktur-Akquisitionen sind im gesamten privaten Kapitalsektor zu spüren und zwingen Konkurrenten zu überlegen, ob sie einen Partner oder die zusätzliche finanzielle Kraft einer Börsennotierung benötigen. Private-Equity-Gruppen wie CVC, Ardian, L Catterton und General Atlantic haben Pläne für IPOs, die zu einer zweiten Welle von Private-Equity-Erstnotierungen nach den Debüts von Blackstone, Apollo, KKR und Carlyle vor über einem Jahrzehnt werden könnten.

Durch Aktieninvestoren als Miteigentümer oder den Zusammenschluss mit größeren Wettbewerbern hoffen die Private-Equity-Gruppen in Bereichen wie Private Debt oder Infrastrukturinvestitionen zu expandieren, die als Nutznießer höherer Zinssätze angesehen werden, und über das Geschäftsfeld der klassischen fremdfinanzierten Buy-outs hinaus zu wachsen, die aufgrund gestiegener Finanzierungskosten für die kreditfinanzierten Deals weniger gut laufen. Vermögensverwalter wie Franklin Templeton und T. Rowe Price haben ebenfalls Spezialisten für private Märkte aufgekauft, um dem Wachstum von Indexfonds mit extrem niedrigen Gebühren, das ihnen die Assets under Management streitig macht, etwas entgegenzusetzen. Assetmanager und Private-Equity-Firmen gleichen sich zusehends an.

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