KommentarStaatsanleihe-Renditen

Folgenschwere Normalisierung der US-Zinskurve

Die Inversion der US-Renditekurve löst sich rapide auf. Das droht erhebliche Belastungen für Emittenten von Unternehmensanleihen sowie Hypothekenschuldner und damit die Gesamtkonjunktur nach sich zu ziehen.

Folgenschwere Normalisierung der US-Zinskurve

US-Zinskurve

Folgenschwere Normalisierung

Von Alex Wehnert

Dass sich die Inversion der US-Renditekurve so rapide auflöst, droht erhebliche Belastungen für die Wirtschaftsaktivität nach sich zu ziehen.

Die ruckartige Normalisierung der US-Zinsstrukturkurve droht zur Bremse für die wirtschaftliche Aktivität zu werden. Nach mehreren aufeinanderfolgenden Anstiegen in der abgelaufenen Handelswoche ist die Rendite der zehnjährigen Staatsanleihe nun über die Niveaus in sämtlichen kürzeren Laufzeiten hinausgeklettert, während die laufende Verzinsung des 30-jährigen T-Bond zuletzt sogar oberhalb der effektiven Federal Funds Rate lag.

Teuerung klettert wieder

Dass sich die zuvor seit 2022 hartnäckig bestehende Inversion der Zinskurve – ein Zustand, in dem die Renditen am kurzen Ende jene am langen Ende übertreffen – nun rapide auflöst, ist vor allem auf zwei Faktoren zurückzuführen: Anhaltende Inflationssorgen und die Furcht vor einer fortgesetzten Rekordflut an Anleiheemissionen, mit denen die Treasury die Ausweitung des Haushaltsdefizits finanzieren muss. Denn im November hat sich die Teuerung in den Vereinigten Staaten wieder auf 2,7% geschoben und ist damit leicht über die Oktober-Rate geklettert.

Unterdessen droht sich die Unvernunft in der Washingtoner Fiskalpolitik unter dem designierten Präsidenten Donald Trump in neue Sphären zu schrauben. Wie er Senkungen der Unternehmenssteuern für Inlandsproduzenten von bereits sehr niedrigen 21% auf 15% und damit entgangene Staatseinnahmen aufzufangen gedenkt, kann der Republikaner bisher jedenfalls nicht glaubhaft darlegen. Nachdem die Zinsverpflichtungen der USA relativ zu den Steuereinnahmen zuletzt den höchsten Stand seit 1996 erreicht haben, droht der Vertrauensverlust in die fiskalische Stabilität der USA den Anleihemarkt in den kommenden Jahren noch stärker unter Druck zu setzen.

Schuldner unter Druck

Grundsätzlich mögen Marktteilnehmer die Normalisierung der Zinskurve zwar durchaus positiv sehen. Denn eine Inversion hat sich stets als treffsicherer Frühindikator für eine Rezession erwiesen. Normalisiert sich die Kurve, stehen Banken höhere Margen ins Haus, da sie auf ihre langfristigen Kredite höhere Zinsen einspielen können, als sie auf Einlagen zahlen müssen. Doch dass sich die Inversion so schnell umkehrt, stellt Emittenten von Unternehmensanleihen und Hypothekenschuldner vor Herausforderungen. Denn ihre Kredite sind eng an die Rendite der zehnjährigen Treasury geknüpft, die seit Mitte September um über 75 Basispunkte zugelegt hat. Dass die Kreditkosten für diese Schuldner nun scharf anziehen, droht auf ihrer Finanzierungs- und Investitionsaktivität zu lasten und die Gesamtkonjunktur damit stärker zu bremsen als vielerorts erwartet.

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