KommentarFinanzmärkte

Für Aktien wird es noch wackliger

Die Entwicklung im Nahen Osten zeigt zunehmend Einfluss auf die Finanzmärkte. Sichere Häfen sind gefragt. Das Umfeld für Risiko-Assets wird wackliger.

Für Aktien wird es noch wackliger

Finanzmärkte

Es wird
wackliger

Von Kai Johannsen

Die Entwicklung im Nahen Osten zeigt zunehmend Auswirkungen auf die internationalen Finanzmärkte. Sollte es zu einer noch stärkeren Eskalation, d.h. Vergeltungsschlägen, kommen, sollten sich die Marktteilnehmer darauf einstellen, dass in den kommenden Tagen sehr viel intensivere Kapitalflüsse in Richtung der Safe Havens auftreten werden. Wobei zum jetzigen Zeitpunkt immer noch gehofft werden muss, dass diese Eskalation ausbleiben wird, um noch mehr menschliches Leid zu vermeiden.

Am deutlichsten ist die Entwicklung der Kapitalbewegung in Richtung der sicheren Häfen an den Fixed-Income-Märkten abzulesen, und zwar im Bereich der Bundesanleihen. Die Benchmarkpapiere der Eurozone gelten nun mal als der sichere Hort schlechthin in Europa sowie weltweit und werden deshalb in Krisenzeiten verständlicherweise immer wieder angesteuert. Am Freitag fiel die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe, die in den vergangenen Tagen auch schon den Rückwärtsgang eingelegt hatte, bis auf ein Tagestief von 2,15% nach 2,25% am Vortag. Das ist schon kräftig. 2,10% sind damit zum Greifen nah, und die Marke von 2% und damit gleich die Eins vor dem Komma ist in Sichtweite. Bei einer Eskalation kann das bequem in ein bis zwei Handelstagen erreicht werden.

Ein klassischer Safe Haven ist auch Gold. Hier gab es aber am Freitag noch moderate Bewegungen. Gewinnmitnahmen führten später sogar zu einem leichten Minus. Die Marke von 2.500 Dollar für die Feinunze ist durchaus ein erreichbarer Wert in diesem Zusammenhang. Ein solches Umfeld ist nicht gerade dazu gemacht, Risiko-Assets Unterstützung zu bieten. Aktienanleger sollten sich bei einer Ausuferung des Nahost-Konflikts auf heftigen Gegenwind an den Märkten einstellen. Und das käme dann noch zur Schwäche der Tech-Werte, die jüngst zu beobachten ist, dazu. So wie die Unterstützung für die Safe Havens steigt, so wird es für Risiko-Assets immer wackliger. Und das geschieht – womöglich – dann noch zu einer Zeit, in der die Märkte aufgrund der urlaubsbedingten Abwesenheit vieler Anleger eh schon anfällig sind.

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