Angesichts eines Kursrutsches um satte 9% wirkte der Jubel von Gerresheimer-Chef Dietmar Siemssen über das Quartal etwas angestrengt. Das Wachstum hat der Pharmazulieferer zwar tatsächlich merklich beschleunigt, doch mit der Marge, der gestiegenen Nettoverschuldung und dem tiefroten Cash-flow konnte der MDax-Konzern die Investoren nicht überzeugen. Ein Marktwert von rund 275 Mill. Euro ging am Dienstag verloren. Siemssen will den Spritzen- und Inhalatorproduzenten mit einem Fokus auf biotechnologische Medikamente auf ein neues Niveau hieven und hat sich seit seinem Amtsantritt Ende 2018 auf einen forschen Investitionspfad begeben. Doch bis sich das auch unterm Strich in den Ergebnissen niederschlägt, dauert es eben. Die heftige Reaktion auf das insgesamt durchwachsene zweite Quartal mit seinen Stärken und Schwächen zeigt, dass das Vertrauen in die vor gut zwei Jahren runderneuerte Gerresheimer-Führung noch nicht voll ausgebildet ist. Deren Langfriststrategie klingt schlüssig, doch kurzfristig sollte das Management seine Prognosesicherheit weiter unter Beweis stellen.