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Glanz im Kerngeschäft

Die positiven Effekte der Zinswende gewinnen die Oberhand. Die Stadtsparkasse Wuppertal legt glänzende Margen vor. Sie taugen als Benchmark für die S-Finanzgruppe.

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Glanz im Kerngeschäft

Von Antje Kullrich

Die positiven Effekte der Zinswende gewinnen die Oberhand.

Der Silvesterkater hat sich schnell verkrochen. Denn es gibt durchaus etwas zu feiern. Das Zahlenwerk der Stadtsparkasse Wuppertal, die traditionell als erstes Institut der roten Gruppe zum Jahresauftakt ihre vorläufigen Ergebnisse präsentiert, kann sich an vielen Stellen sehen lassen. Besonders imposant fällt die Renaissance des Hauptertragsbringers Zinsergebnis aus. Um fast zwei Drittel haben die Wuppertaler sich im vergangenen Jahr gesteigert. Das mündete in einer derart kräftigen Verbesserung der Cost-Income-Ratio um sage und schreibe mehr als 13 Prozentpunkte, dass sich die im vergangenen Jahrzehnt bescheiden gewordene Leserschaft von Sparkassenbilanzen kurz verwundert die Augen reiben muss.

Indikator für die rote Finanzgruppe

Der vorläufige Abschluss der Stadtsparkasse Wuppertal taugt dabei durchaus als Indikator für den Rest der roten Finanzgruppe. Mit mehr als 8 Mrd. Euro Bilanzsumme ist sie kein kleines Haus und rangiert unter den 40 führenden Sparkassen der Republik. Individuelle Sonderthemen hatte sie im abgelaufenen Jahr nicht zu bewältigen.

Nach den milliardenschweren Abschreibungen der Sparkassengruppe in den Bilanzen 2022, in denen die negativen Folgen der abrupten Zinswende aufgefangen werden mussten, konnten 2023 die positiven Effekte die Oberhand gewinnen. Die Zeit der mickrigen Zinsergebnisse ist erst einmal vorbei. Auch die Gehaltssteigerungen infolge der Inflation zeigten nur eine geringe Bremswirkung auf die Margen. Bei der Stadtsparkasse Wuppertal fiel die Steigerung im Zinsüberschuss prozentual viermal so stark aus wie der Anstieg der Personalkosten.

Doch auch die konjunkturellen Zukunftssorgen spiegeln sich in dem Zahlenwerk: In Sachen Kreditnachfrage dürften die Wuppertaler ebenfalls eine Benchmark gesetzt haben, wie stark die Volumina unter Druck geraten sind: Investitionsdarlehen und Immobilienfinanzierungen sind im abgelaufenen Jahr zu Ladenhütern geworden, beides brach im Neugeschäft bei der Stadtsparkasse um 40% ein. Und die Risikovorsorge steigt spürbar.

Benchmark auch in der Frauenförderung?

Wie tonangebend die Wuppertaler in ganz anderer Hinsicht sind, wird sich in den kommenden Wochen zeigen. Der dritte Vorstandsposten ist öffentlich ausgeschrieben, nach dem Ausscheiden des langjährigen Chefs Gunther Wölfges Ende März ist ein Mandat im Spitzengremium vakant. Wünschenswert wäre, wenn die Sparkasse auch hier Maßstäbe setzen und die vor kurzem klar formulierten Ziele für den Frauenanteil in den Vorständen der roten Gruppe fördern würde. Damit es nicht bei der kümmerlichen Präsenz von 7% Frauen in deutschen Sparkassenführungen bleibt.

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