KommentarGewinnwarnung

Grenke strapaziert das Vertrauen der Aktionäre

Das Management von Grenke hat sich im ersten Halbjahr von guten Zahlen blenden lassen. Diese Fehleinschätzung rächt sich jetzt.

Grenke strapaziert das Vertrauen der Aktionäre

Leasingfirma

Grenkelndes Vertrauen

Von Philipp Habdank

Das Vertrauen der Aktionäre in Grenke steht vor einer erneuten Belastungsprobe. Ein Planungsfehler im Management hat am Mittwoch mal eben ein Viertel der Marktkapitalisierung des Leasinganbieters ausradiert. 300 Mill. Euro Börsenwert sind innerhalb eines Tages verpufft, weil Grenke ihren Aktionären eine Gewinnwarnung präsentierte, die es in sich hatte. Um bis zu 34% niedriger als ursprünglich erwartet dürfte der Jahresgewinn ausfallen.

Dabei stehen die Ampeln im operativen Geschäft eigentlich alle auf Grün: Das Neugeschäft steuert auf einen Rekordwert zu, und das Zinsergebnis legt mit dem steigenden Neugeschäft ebenfalls zu. Problematisch ist nur, dass das Management die Risiken im Bestandsportfolio offenbar gehörig unterschätzt hat und sich von den guten Zahlen im ersten Quartal womöglich hat blenden lassen. Mit 1,1% lag die Schadenquote im ersten Halbjahr deutlich unter dem langfristigen Mittelwert von 1,5%.

Grenke seit vier Jahren in der Defensive

Vor dem Hintergrund des in Europa schwierigen wirtschaftlichen Umfelds in diesem Jahr von einer deutlich niedrigeren Schadenquote auszugehen, war rückblickend also mindestens mal eine mutige, wenn nicht sogar eine leichtfertige Entscheidung. Hinzu kommt, dass die Aktionäre durch die zuvor propagierten Neugeschäftsziele wohl auch ergebnisseitig auf ein gutes Jahr eingestimmt waren. In dieser positiven Stimmung dürfte der Schock der Gewinnwarnung besonders groß gewesen sein.

Zumal Grenke das Vertrauen ihrer Aktionäre nicht zum ersten Mal auf eine harte Probe stellt. Anfang September geriet der Aktienkurs unter Druck, als Grenke zunächst über den vorzeitigen Abgang ihrer Risikochefin Isabel Rösler informierte und anschließend die Finanzaufsicht BaFin die Grenke Bank wegen Mängeln in der Geldwäscheprävention rügte. Im Prinzip muss sich Grenke seit der Shortseller-Attacke von Fraser Perring vor rund vier Jahren fortlaufend erklären. Der neuerliche Planungsfehler trägt sicherlich nicht dazu bei, das Vertrauen der Aktionäre in Grenke und das Management nachhaltig zurückzugewinnen.

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