Grenke verspielt Vertrauen
Grenke
Fraser Perrings langer Schatten
Von Thomas Spengler
Das rekordhohe Neugeschäft sollte Grenke eine gute Grundlage für künftige Erträge liefern. Der Kursrutsch ist übertrieben.
Lang, lang ist es her, seit Fraser Perring der Grenke AG im beschaulichen Baden-Baden einen Schrecken nach dem anderen eingejagt hat. Damals, im Corona-Jahr 2020, war der Leasingspezialist noch im MDax gelistet und wurde von der Shortseller-Attacke des Briten eiskalt erwischt. Mangelnde Werthaltigkeit der Geschäfte, Geldwäsche oder „eklatanten Buchhaltungsbetrug“ warf Perring der Grenke AG vor, die sich schließlich mit Beharrlichkeit und der Hilfe einiger Gutachten aus den Vorwürfen herausarbeiten konnte. Tatsächlich hatte Perrings Attacke den Kurs der Grenke-Aktie damals von über 70 auf um die 28 Euro in den Keller geschickt – und doch wären die Anleger froh, würde sich der Titel heute auf diesem Niveau bewegen.
Kurs halbiert
Schließlich hat sich bei einem Kurs von um die 14 Euro der Wert der Grenke-Aktie durch den gestrigen Einbruch gegenüber damals nochmals halbiert. Beobachter, die mit einem Augenzwinkern erneut Fraser Perring hinter dem Kurssturz vermuteten, lagen daneben. Es waren die Anleger selbst, die die Aktie nach unten rauschen ließen – genau genommen mit einer gewissen Verzögerung. Denn bereits im Oktober vergangenen Jahres hatte das Leasingunternehmen seine Gewinnerwartungen aufgrund gestiegener Kundeninsolvenzen zurückgenommen. Dass dieser Aspekt sich jetzt, bei Bekanntgabe des Jahresergebnisses für 2024, stark auf den Kurs auswirkt, mag auch dem Umstand geschuldet sein, dass es sich bei Grenke um einen eher liquiditätsschwachen Titel handelt, bei dem kleine Handelsvolumina für große Wirkung sorgen können.
Erwartungen enttäuscht
Hinzu kommen die enttäuschten Gewinnerwartungen an einen an sich dynamischen Vorstand, der nun wird liefern müssen. Das rekordhohe Neugeschäft sollte dafür eine gute Basis sein, stellt es doch im Leasinggeschäft die Grundlage für die Erträge der Zukunft dar. Tatsächlich hatten Analysten eher ein Kursziel in der Größenordnung von 26 Euro auf dem Schirm.
Und doch liegt noch ein Schatten von Perring über Baden-Baden. Als Überbleibsel aus der Zeit jener Shortseller-Attacke ist der Kauf der letzten fünf von 16 Franchisefirmen im Ausland, deren Bewertung Perring kritisierte, noch nicht unter Dach und Fach. Neben Investoren und lokalen Managern birgt dieser Umstand eine gewisse Brisanz, weil sich auf der Verkäuferseite Firmengründer Wolfgang Grenke befindet, der rechnerisch 8% an dem Baden-Badener Konzern hält. „Kurzfristig“ will das Management diese Baustelle schließen.