Kommentar China Konjunktur

Gute China-News einmal anders

Neue Einzelhandelsdaten aus China und USA zeigen in beiden Fällen nach oben. Damit verbindet sich allerdings eine höchst unterschiedliche Wahrnehmung der jeweiligen Konjunkturdynamik.

Gute China-News einmal anders

Konsum

Gute China-News einmal anders

Von Norbert Hellmann

In den USA und in China ziehen neue Konjunkturdaten zum Verlauf von Einzelhandelsumsätzen die Marktteilnehmer in den Bann. An der Wall Street springen die Kurse an, weil sich der US-Verbraucher im Juli unerwartet aktiv zeigte, insbesondere beim Autokauf. Das lindert Sorgen, dass die US-Wirtschaft auf eine Rezession zusteuern könnte. Beim Blick nach China stößt man auf einen anderen Befund. Dort standen am Donnerstag ebenfalls Konsumindikatoren im Fokus.

Keine Belebung in Sicht

Im Juli sind die Einzelhandelsumsätze um 2,7% gegenüber Vorjahresmonat angestiegen. Das bedeutet zwar einen leichten Pick-up gegenüber der Steigerungsrate im Juni, aber im chinesischen Wirtschaftskontext einen immer noch grottenschlechten Wert. Von einer Belebung bei größeren Haushaltsanschaffungen, wie beispielsweise Autos, ist beileibe nichts zu spüren.

Konsumanreize gesucht

Auch andere Daten zu Industrieproduktion, Investitionen und Immobilienpreisen wirken wenig erfreulich. Die Leitindizes an Chinas Börsen kamen dennoch etwas voran. Das spiegelt die Erwartung wider, dass es nur durch „bad news“ an der Konjunkturfront gelingen kann, die Pekinger Regierung zu weitreichenderen Stimulierungsmaßnahmen zu animieren. Das wird ein schwieriges Unterfangen, denn wirksame Konsumanreize und Stimuli zur Belebung der Binnennachfrage sind die Schwachstelle im Waffenarsenal der Wirtschaftslenker. Solange der Immobilienmarkt nicht wieder hochkommt, ist sowieso kein Verlass darauf, dass der chinesische Verbraucher von Pekinger Konsumanreizen verführt werden kann.

Hilfe vom US-Verbraucher?

Bleibt zu hoffen, dass Chinas Exportwirtschaft als zuletzt besonders potenter Wachstumstreiber nicht wie befürchtet in der zweiten Jahreshälfte an Schwung verlieren wird. In dieser Hinsicht könnte gar der US-Verbraucher das Zünglein an der Waage sein. Ansteigende Konsumlaune in den USA bedeutet eine Belebung der globalen Nachfrage, die insbesondere chinesischen Exporteuren zugutekommt. Paradoxerweise ist nicht der Anstieg bei den heimischen Einzelhandelsumsätzen, sondern der in den USA die eigentliche gute Nachricht für China-Watcher.  

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